20. September, 2024

Wirtschaft

Grenzkontrollen belasten deutsche Wirtschaft: Kostensteigerungen und Importeinbußen erwartet

Grenzkontrollen belasten deutsche Wirtschaft: Kostensteigerungen und Importeinbußen erwartet

Die temporären Grenzkontrollen an Deutschlands Grenzen könnten die bereits schwächelnde Wirtschaft weiter belasten. Der Kreditversicherer Allianz Trade prognostiziert eine Erhöhung der Transport- und Warenkosten um circa 1,7 Prozent, was zu einem Rückgang des Handelsvolumens und zu einer zusätzlichen Belastung der Wettbewerbsfähigkeit führen könnte, die bereits auf einem niedrigen Niveau ist.

Laut Senior Volkswirtin Jasmin Gröschl zieht diese Entwicklung eine Kettenreaktion nach sich. Der Handel könnte bis zu 1,1 Milliarden Euro pro Jahr verlieren, was die Rezessionsrisiken verstärken und das Bruttoinlandsprodukt um bis zu 11,5 Milliarden Euro reduzieren könnte.

Die kürzlich erweiterten Grenzkontrollen an allen Landgrenzen Deutschlands sollen unerwünschte Migration und Kriminalität eindämmen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser versicherte, dass Pendler nicht mit größeren Verkehrsproblemen rechnen müssen. Allerdings verweist Allianz Trade auf Wartezeiten, die sich in ähnlicher Weise wie an den Schengen-Außengrenzen um bis zu 20 Minuten verlängern könnten.

Gröschl weist auf bedeutende wirtschaftliche Folgen hin: Die Verzögerungen könnten nicht nur die Kosten steigen lassen, sondern auch die Lieferketten stören und die Importe nach Deutschland um bis zu acht Prozent reduzieren. Da etwa zwei Drittel der deutschen Importe über die Landgrenzen kommen, könnte das einem jährlichen Rückgang von bis zu 1,1 Milliarden Euro entsprechen. Dies würde die Herstellung von Endprodukten einschränken oder Unternehmen zu teurer Lagerhaltung zwingen, was die Just-in-Time-Produktion beeinträchtigt.

Besonders betroffen wäre laut der Analyse der Lebensmittelbereich mit einem Anstieg der Handelskosten von 2,6 Prozent und einem Importverlust von 62 Millionen Euro. Handels- und Transportdienstleistungen sollen mit 2,4 Prozent beziehungsweise 1,8 Prozent Kostenplus und Importverlusten von 55 Millionen und 51 Millionen Euro zu kämpfen haben.

Im Maschinenbau sowie in der Chemie- und Pharmaindustrie fallen die Kostensteigerungen mit 1,2 und 2,3 Prozent geringer aus. Dennoch führen die hohen Handelsvolumina dort zu erheblichen Importverlusten von 147 Millionen bzw. 142,1 Millionen Euro. Auch der Bildungs- und Freizeitsektor erlebt Einschränkungen: Staus im Personenverkehr reduzieren die Nachfrage nach Freizeitdienstleistungen, die grenzüberschreitende Reisen erfordern, wie Tagesausflüge oder Wochenendtrips.