Die Konkurrenz schläft nicht – und OpenAI steht unter Zugzwang. Nachdem die Erwartungen an eine bahnbrechende Verbesserung groß waren, hat das US-Start-up nun GPT-4.5 präsentiert.
Laut Unternehmensangaben soll die neue Version präzisere Antworten liefern und weniger oft „halluzinieren“ – also Falschaussagen generieren. Doch während OpenAI-Chef Sam Altman das Modell als einen entscheidenden Schritt in Richtung menschenähnlicher KI preist, bleiben Experten skeptisch.
Revolution oder PR-Strategie?
„Es fühlt sich an, als würde man mit einem aufmerksamen Menschen sprechen“, erklärte Altman auf X. Doch erste Tests von Fachleuten zeigen ein gemischtes Bild. Besonders in komplexen logischen Aufgaben bleibt GPT-4.5 hinter den Erwartungen zurück und fällt teilweise sogar gegenüber älteren OpenAI-Modellen ab.
„Nicht beeindruckend“, urteilte der KI-Experte Guido Appenzeller von Andreessen Horowitz. In der Praxis könne GPT-4.5 nur bedingt mit der wachsenden Konkurrenz Schritt halten. Besonders das KI-Unternehmen Anthropic, unterstützt von Amazon, hat mit seinem Claude-3.7-Modell kürzlich für Aufsehen gesorgt. Tencents neues KI-Modell aus China erhöht den Druck weiter.
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OpenAI unter finanziellem Druck
Hinter den Kulissen wächst der ökonomische Druck auf OpenAI. Die laufenden Kosten für Rechenleistung explodieren, und das Unternehmen ist auf hohe Einnahmen angewiesen, um sein „Stargate“-Projekt – ein Netzwerk riesiger Rechenzentren – zu finanzieren.
Daher kommt die neueste Version der KI nicht nur mit technischen Neuerungen, sondern auch mit einem beachtlichen Preisschild: Wer GPT-4.5 nutzen will, muss satte 200 Dollar pro Monat zahlen.
Kritiker bemängeln, dass OpenAI damit vor allem eine zahlungskräftige Elite anspricht. Die Konkurrenz geht andere Wege: Deepseek, ein chinesisches Start-up, bietet vergleichbare Modelle zu einem Bruchteil der Kosten an und gewinnt damit schnell Marktanteile.
Auch Amazon integriert moderne KI-Funktionen in seine Sprachassistentin Alexa Plus, was Millionen Nutzern weltweit einen kostenlosen Zugang zu fortschrittlicher KI ermöglicht.
Gedankenketten als nächster Entwicklungsschritt
OpenAI betont, dass GPT-4.5 die letzte Version sein wird, die nach der klassischen Methode arbeitet. Zukünftige Modelle sollen mit der sogenannten „Gedankenkettentechnologie“ ausgestattet werden, bei der Probleme in Teilschritte zerlegt und so fundiertere Antworten generiert werden. Ziel ist es, die Anzahl der fehlerhaften oder unplausiblen Antworten deutlich zu reduzieren.
Ob GPT-4.5 tatsächlich eine Verbesserung darstellt oder nur eine Übergangslösung zu den geplanten großen KI-Sprüngen ist, bleibt fraglich. Klar ist aber: OpenAI kann es sich nicht leisten, ins Hintertreffen zu geraten. Der Wettlauf um die beste KI wird immer intensiver – und nur Unternehmen, die sowohl technologische Spitzenleistung als auch ein nachhaltiges Geschäftsmodell bieten, werden am Ende bestehen.
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