10. Oktober, 2024

Wirtschaft

Googles Zwang zu Veränderung: Ein Paradigmenwechsel durch das US-Kartellrecht

Googles Zwang zu Veränderung: Ein Paradigmenwechsel durch das US-Kartellrecht

Die kartellrechtlichen Herausforderungen für Google erreichen in den USA einen neuen Höhepunkt. Trotz der erwiesenen Widerstandsfähigkeit des Unternehmens gegenüber europäischen Regulierungsmaßnahmen, bei denen es sich durch Zahlungen in Höhe von 6,5 Milliarden Euro freikaufte, sieht sich der Mutterkonzern Alphabet nun in der Heimat einem stärkeren Druck durch die US-Behörden ausgesetzt. Zentral ist dabei weniger das Risiko finanzieller Sanktionen, sondern die möglichen Einschnitte in die wesentlichen Geschäftsfelder, die den Großteil der Einnahmen generieren. Binnen drei Tagen traf ein Bundesrichter die Entscheidung, dass Google seinen lukrativen App-Store für Wettbewerber öffnen muss. Gleichzeitig erwägt das Justizministerium, das Unternehmen zur Auslagerung bestimmter Dienste zu verpflichten, um die Monopolstellung in der Online-Suche zu brechen. Auch wenn es schwer sein dürfte, im Washingtoner Gerichtssaal eine Unternehmensaufspaltung durchzusetzen, sind Veränderungen für Google kaum zu vermeiden, wie Experten betonen. Abiel Garcia, Kartellrechtsexperte und Partner bei Kesselman Brantly Stockinger, argumentiert, dass die geplanten Maßnahmen darauf abzielen, den Wettbewerb in der Suche wiederherzustellen und dabei sicherzustellen, dass Google nicht wieder eine marktbeherrschende Stellung aufbaut. Google indes kritisiert die Vorschläge scharf als 'radikal' und warnt vor erheblichen unbeabsichtigten Konsequenzen für Konsumenten und Unternehmen. Angesichts dieser Entwicklungen ist es kaum überraschend, dass die Google-Aktien seit ihrem Allzeithoch im Juli um über 15% gefallen sind. Der Druck auf Alphabet nimmt in der Tat zu, während Analysten spekulieren, dass das Teilen von Suchdaten nicht nur Konkurrenten, sondern auch neuen KI-Unternehmen zugutekommen könnte. Dies könnte den Wettbewerb beleben, so Dhaval Moogimane von West Monroe. Professorin Rebecca Allensworth von der Vanderbilt Law School hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass das Gericht einer Aufspaltung zustimmen wird. Ein Großteil des Falls konzentriert sich auf Googles milliardenschweren Deal mit Apple, weniger auf die potenzielle Abspaltung von Chrome oder Android. Dennoch bleiben strukturelle Veränderungen eine Möglichkeit, um Googles Marktmacht zu adressieren, wie John Kwoka von der Northeastern University erklärt. Damit zeigt sich, dass die US-Behörden einen bewussten Schritt zur Gestaltung der Debatte machen, von milden bis hin zu drastischen Lösungsvorschlägen. Eine Aufspaltung, so ungewöhnlich sie von Google bezeichnet wird, wäre in der modernen Geschäftswelt kein Novum. Die Debatte bleibt spannend, während sich Wettbewerb und Regulierungen auf einem neuen Spielfeld wiederfinden.