Der Tech-Gigant Google steht vor erdrutschartigen Veränderungen, sollte das US-Justizministerium mit seinen Bestrebungen, die Macht des Unternehmens zu zerschlagen, erfolgreich sein. Dabei steht nicht nur die Kontrolle über die wertvollen Suchdaten und das Android-Betriebssystem auf dem Spiel, sondern auch der Verlust des beliebten Chrome-Browsers könnte drohen.
Die größte Bedrohung betrifft jedoch das Herzstück von Googles Geschäftsmodell: das Suchgeschäft, das tief im technologischen Ökosystem seiner Muttergesellschaft Alphabet verwurzelt ist. Im Jahr 2023 stammten von den 307,3 Milliarden Dollar, die Google einnahm, allein 175 Milliarden Dollar aus diesem werbebetriebenen Suchmaschinengeschäft. Das Justizministerium plant, umfangreiche Beschränkungen dafür zu erlassen, wie Google diese Suchmaschine mit Verbrauchern verbindet.
Darüber hinaus könnten auch andere Teile von Alphabet betroffen sein. Die Behörde verlangt, dass Google davon abgehalten wird, seine Videosparte YouTube zu bevorzugen, die Teil der YouTube-Ads-Geschäftseinheit ist. Diese Einheit erzielte 2023 Einnahmen in Höhe von 31,3 Milliarden Dollar – durch Werbeanzeigen, die innerhalb und um YouTube-Videos erscheinen. Die gerichtlich geforderten Eingriffe könnten auch Googles Digitalwerbegeschäft treffen, das im gleichen Jahr 31,5 Milliarden Dollar umsetzte.
Richter Amit Mehta, der zu Beginn des Jahres das Monopolargument der Anklage stützte, wird über die Umsetzung der Vorschläge entscheiden. Diese könnten den Verkauf des Chrome-Browsers und eine Trennung vom Android-Betriebssystem umfassen. Selbst Zukunftsinvestitionen in die künstliche Intelligenz könnten auf dem Spiel stehen. Die Anklage fordert, dass Google alle Investitionen oder Beteiligungen in rivalisierende KI-Abfragenprodukte und Suchtext-Werbungstechnologie innerhalb von sechs Monaten verkauft.
Ein besonderes Augenmerk fällt auf die Partnerschaft mit dem KI-Startup Anthropic, an dem Google zwei Milliarden Dollar investiert hat. Zusammen könnten die Anfragen des Justizministeriums die gesamte Tech-Landschaft nachhaltig verändern. Allerdings gibt es Expertenmeinungen, die dies für unwahrscheinlich halten. Erik Hovenkamp, Professor für Wettbewerbsrecht an der Columbia Law School, sieht geringe Chancen für eine Umsetzung aller Vorschläge und bemerkt, dass Antitrustmaßnahmen selten Monopole zerschlagen.