25. September, 2024

Technologie

Google vs. Microsoft: Beschwerde über Wettbewerbsverzerrung im Cloud-Bereich

Google vs. Microsoft: Beschwerde über Wettbewerbsverzerrung im Cloud-Bereich

Google hat gestern bei der Europäischen Kommission eine Beschwerde gegen Microsoft eingereicht. Dabei wurde Microsoft vorgeworfen, unlautere Praktiken anzuwenden, um Kunden an die eigene Cloud-Plattform Azure zu binden. Google, dessen Hauptkonkurrenten im Cloud-Computing Microsoft und Amazon Web Services (AWS) sind, kritisiert Microsofts Nutzung seines dominierenden Windows Server Betriebssystems zur Wettbewerbsbehinderung.

Laut Amit Zavery, Vice President von Google Cloud, zwingt Microsoft die Kunden dazu, eine Preissteigerung von 400% zu akzeptieren, wenn sie Windows Server auf konkurrierenden Cloud-Plattformen betreiben möchten, was bei der Nutzung von Azure nicht zutreffe. Zudem würden Nutzer konkurrierender Systeme verspätete und eingeschränkte Sicherheitsupdates erhalten.

Eine Studie der Cloud Services Organisation CISPE aus dem Jahr 2023 zeigt, dass europäische Unternehmen und öffentliche Einrichtungen jährlich bis zu eine Milliarde Euro an Lizenzstrafen an Microsoft zahlen.

Im Juli konnte Microsoft eine 20-Millionen-Euro-Vereinbarung abschließen, um eine Kartellbeschwerde über seine Cloud-Lizenzpraktiken mit CISPE beizulegen und eine EU-Untersuchung abzuwehren. Diese Vereinbarung umfasste jedoch weder AWS noch Google Cloud Platform oder AliCloud, was zu Kritik seitens der ersten beiden Konkurrenten führte.

Zavery betonte, dass Microsoft Kunden dazu zwinge, Anwendungen wie Microsoft Teams zu nutzen, selbst wenn diese andere Lösungen bevorzugen würden, und dass Microsoft diese Strategie auch im Cloud-Markt verfolge. „Die Zeit zum Handeln ist jetzt“, sagte Zavery. „Der Cloud-Markt wird immer restriktiver, wenn nichts passiert.“

Google fordert von der Europäischen Kommission, regulatorische Maßnahmen zu ergreifen, um das sogenannte „Vendor Lock“ von Microsoft zu beenden und Chancengleichheit für alle Wettbewerber herzustellen. Microsofts Produkte, einschließlich Windows Server, besitzen nach Angaben von Google einen Marktanteil von über 70% bei europäischen Unternehmen.

Vor 2019 erlaubte Microsoft, dass seine Produkte auf beliebiger Hardware betrieben werden konnten, setzte jedoch ab diesem Jahr Beschränkungen, als das Unternehmen ins Cloud-Geschäft einstieg.

Das Geschäftsfeld des Cloud-Computing wächst in der EU jährlich um circa 20% und bietet erhebliches Potenzial. Laut einer Studie von McKinsey im April haben zwei Drittel der EU-Unternehmen weniger als die Hälfte ihrer Arbeitslasten in die Cloud verlagert.