Explosion beim Gewinn, Wachstum bei der Werbung
Alphabet hat geliefert – und wie. Mit einem Nettogewinn von 34,5 Milliarden Dollar übertrifft die Google-Mutter nicht nur die Analystenerwartungen, sondern auch die eigene Performance des Vorjahres deutlich.

Haupttreiber: stabile Werbeerlöse, eine mysteriöse Neubewertung im Beteiligungsportfolio und erste Früchte der Automatisierung durch KI.
Der Gewinn je Aktie lag mit 2,81 Dollar satte 40 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Aktie reagierte prompt mit einem nachbörslichen Sprung um 4,6 Prozent.
Die Werbemaschine läuft trotz KI-Risiken
66,9 Milliarden Dollar – so viel setzte Google im letzten Quartal mit Anzeigen um. Das klassische Werbegeschäft wächst weiter, obwohl neue KI-getriebene Suchmodelle – auch von Wettbewerbern – Googles dominierendes Geschäftsmodell in Frage stellen.
Dass Google selbst längst „AI Overviews“ ausrollt, also Suchergebnisse zusammenfasst statt nur Links zu liefern, ist dabei kein Schutzschild, sondern ein Wettlauf gegen sich selbst. Der Wandel ist im Gange – die Frage ist: Wer profitiert am Ende?
30 Prozent Code aus der Maschine
Ein Drittel des bei Google eingesetzten Codes wird inzwischen direkt von Künstlicher Intelligenz geschrieben – oder zumindest vorbereitet. Das verändert nicht nur Arbeitsprozesse im Konzern, sondern auch seine DNA.
Wo früher Entwicklerteams monatelang Software schrieben, entstehen heute in Stunden ganze Module. Der Konzern spart – aber wird dadurch auch effizienter? Und was bedeutet das für die Innovationskraft, wenn menschliche Intuition durch maschinelle Logik ersetzt wird?
SpaceX: Ein Beteiligungs-Boom, der Fragen aufwirft
Ein weiterer Gewinnhebel liegt jenseits des Kerngeschäfts: Alphabet verbuchte eine stille Aufwertung einer nicht börsennotierten Beteiligung in Höhe von 8 Milliarden Dollar.
Recherchen von Bloomberg legen nahe, dass es sich um Anteile an Elon Musks Raumfahrtfirma SpaceX handelt – ein Investment aus Zeiten, als Google sich in Richtung Infrastruktur im All vorwagen wollte.
Heute wirkt die Beteiligung wie ein Schatz aus der Vergangenheit – der aber zur richtigen Zeit bilanziell Gold wert ist.
Robotaxis: Waymo gegen Musk
Im Zukunftsfeld autonomes Fahren zieht die Alphabet-Tochter Waymo weiter ihre Kreise. Über 250.000 zahlende Fahrten pro Woche, Expansion über Uber in Austin, Pläne für Washington.
Doch Konkurrent Tesla kündigt aggressiv an, mit dem Model Y Millionen selbstfahrende Fahrzeuge auf die Straße zu bringen – ohne teure Sensorik, nur mit Kameras.
Ob das technisch haltbar ist, bleibt offen. Sicher ist nur: Musk hat die günstigere Geschichte. Waymo hingegen hat das ausgereiftere System – aber die deutlich höheren Kosten.
Milliardenverluste bei Waymo
Die Sparte „Other Bets“, in der Alphabet seine Zukunftswetten bündelt – darunter Waymo, Verily oder DeepMind – verbrennt weiterhin Kapital: 1,23 Milliarden Dollar operativer Verlust bei lediglich 450 Millionen Dollar Umsatz.
Die Frage, wann hier ein tragfähiges Geschäftsmodell entsteht, bleibt unbeantwortet. Die Innovation zahlt sich langfristig vielleicht aus – kurzfristig ist sie teuer erkauft.
Palantir-Partnerschaft
Alphabet kooperiert mit Palantir – einem der umstrittensten, aber auch mächtigsten Datenanalyseunternehmen der USA. Der Deal: Googles Cloud wird tief in die FedStart-Plattform integriert, über die US-Behörden KI-Anwendungen unter höchsten Compliance-Anforderungen nutzen.
Für Alphabet ist das mehr als ein Auftrag – es ist ein strategischer Türöffner. Wer Palantir kennt, weiß: Diese Allianzen verändern Märkte, Datenflüsse – und Machtverhältnisse.
Alphabet als stiller Verteidigungsakteur?
Mit Palantir betritt Alphabet ein Terrain, das bislang als kritisch galt: Militär, Geheimdienste, Sicherheitsbehörden. Die Partnerschaft zielt auf hochsensible US-Behörden – und verbindet kommerzielle Infrastruktur mit staatlicher Überwachungstechnologie.
Das öffnet Märkte. Aber es wirft auch Fragen auf: Wer kontrolliert künftig den Zugang zu KI-Lösungen in sicherheitsrelevanten Bereichen?
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