16. September, 2024

Wirtschaft

Google unter Beschuss: Britische Wettbewerbshüter werfen Missbrauch der Marktstellung vor

Google unter Beschuss: Britische Wettbewerbshüter werfen Missbrauch der Marktstellung vor

Die britische Wettbewerbsbehörde erhob schwere Vorwürfe gegen Google und beschuldigte das Unternehmen, seine dominante Position im Bereich der Online-Werbung zu missbrauchen und damit eigene Dienste zu bevorzugen. Diese Anklage kommt für den Tech-Riesen überraschend, nur wenige Tage bevor ein paralleles Verfahren in den USA beginnt. Eine Untersuchung der Competition and Markets Authority (CMA) ergab vorläufig, dass Google wettbewerbsfeindliche Praktiken im Bereich der Display-Werbungstechnologie anwende. Dies könnte tausenden britischen Verlegern und Werbetreibenden schaden, indem man sie übermäßig belastet und potenzielle Konkurrenten durch manipulierte Online-Werbeauktionen benachteiligt. Juliette Enser, Interims-Geschäftsführerin für Durchsetzung bei der CMA, betont, wie wichtig ein fairer Wettbewerb ist: 'Viele Unternehmen können ihre digitalen Inhalte kostenlos oder günstiger anbieten, indem sie Online-Werbung nutzen, um Einnahmen zu generieren. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass Verleger und Werbetreibende von einem effektiven Wettbewerb profitieren und beim Kauf oder Verkauf von digitalem Werberaum einen fairen Deal bekommen.' Diese Untersuchungen kommen zu einem kritischen Zeitpunkt für Alphabet, das Mutterunternehmen von Google, das mit der größten Bedrohung seiner Geschäftstätigkeit in den letzten 26 Jahren konfrontiert ist. Am Montag steht das Unternehmen vor einem Gericht in Virginia dem US-Justizministerium gegenüber, das ähnliche Vorwürfe des monopolistischen Verhaltens im Bereich der digitalen Werbung untersucht. Erst letzten Monat verlor das Unternehmen eine richtungsweisende Antitrust-Klage in den USA, die sein Kerngeschäft der Suche betraf und es zu einem 'Monopolisten' erklärte. Mögliche Konsequenzen könnten eine Abspaltung oder Öffnung von Teilen seines weitläufigen Online-Imperiums sein. Im Dezember erlitt Google einen weiteren Rückschlag durch eine Klage von Epic Games. Dieses Unternehmen warf Google vor, Konkurrenten aus seinem Android-App-Play-Store herauszuhalten, um durch überhöhte Gebühren Milliarden an zusätzlichen Gewinnen zu erzielen. Die CMA ist besorgt darüber, dass Google in drei Sektoren des Marktes – Publisher-Ad-Server, Ad-Exchanges und Werbekauf-Tools – seine dominante Position ausnutzt. Insbesondere wird Googles Ad-Exchange AdX beschuldigt, 'exklusiven oder bevorzugten Zugang für Werbetreibende, die die Google Ads-Plattform nutzen', zu schaffen und Werbegebote zu manipulieren, sodass sie in AdX-Auktionen einen höheren Wert haben als in Konkurrenzbörsen. Google soll AdX zudem erlaubt haben, in Auktionen für Online-Werbeflächen zuerst zu bieten, was dem Dienst im Wesentlichen ein 'Vorkaufsrecht' einräumt und Konkurrenzangebote ausschließt. Die CMA erwägt Maßnahmen, um sicherzustellen, dass Google diese wettbewerbswidrigen Praktiken beendet, und wird eine endgültige Entscheidung nach Stellungnahmen von Google treffen. Dan Taylor, Vizepräsident für globale Werbeanzeigen bei Google, unterstrich: 'Der Kern dieses Falls beruht auf fehlerhaften Interpretationen des Ad-Tech-Sektors. Wir stimmen der Auffassung der CMA nicht zu und werden entsprechend reagieren.' Eine Marktstudie der CMA aus dem Jahr 2019 ergab, dass Werbetreibende jährlich etwa 1,8 Milliarden Pfund für Open-Display-Anzeigen ausgeben, um Waren und Dienstleistungen über Apps und Websites an britische Verbraucher zu vermarkten.