Google-Chef Sundar Pichai geht All-in bei Künstlicher Intelligenz – doch die Investoren reagieren skeptisch. Die Muttergesellschaft Alphabet wird 2025 rund 75 Milliarden Dollar investieren, fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Ziel: Der KI-Assistent Gemini soll bis Jahresende eine halbe Milliarde Nutzer erreichen.
Doch während die Ausgaben explodieren, verliert das Cloud-Geschäft Marktanteile, das Werbewachstum lahmt, und eine neue chinesische Konkurrenz sorgt für Unsicherheit. Die Folge: Die Aktie stürzt um bis zu neun Prozent ab.
Milliardenschwere KI-Offensive
Sundar Pichai hat einen Plan – und er kostet Milliarden. Bei der Präsentation der Quartalszahlen kündigte der Google-CEO an, die Investitionen in KI-Infrastruktur massiv auszuweiten. „Wir beschleunigen unsere Investitionen“, erklärte er. Rechenzentren, spezialisierte Chips und neue Softwaremodelle stehen im Fokus.
Doch während Google die Zukunft baut, holt sie die Gegenwart ein: Das Wachstum des Werbegeschäfts von Google und YouTube verlangsamte sich im vierten Quartal auf zwölf Prozent – 2023 waren es noch 13 Prozent. Auch das Cloud-Segment, ein zentraler Wachstumstreiber, hinkt hinterher: Während Microsoft Azure um über 31 Prozent zulegte, verzeichnete Google Cloud ein schwächeres Wachstum.
Gemini als Gamechanger – oder teures Experiment?
Ein zentrales Element von Pichais KI-Strategie ist Gemini. Der Assistent soll sich von bisherigen Sprachmodellen abheben, indem er Bilder und Videos in Echtzeit versteht – ein Schritt in Richtung vollwertige KI-Interaktion. Das ambitionierte Ziel: Bis Ende 2025 eine halbe Milliarde Nutzer. Doch wie viele bisher tatsächlich für den Service zahlen, bleibt unklar.
Der nächste Meilenstein: „Project Astra“. Dabei handelt es sich um ein KI-Tool, das Live-Analysen von Videomaterial erlaubt. Nutzer könnten ihr Smartphone auf ein Objekt richten und Fragen dazu stellen – ein Konzept, das Apple mit seiner Vision Pro ebenfalls verfolgt. Bislang bleibt Gemini jedoch hinter den Erwartungen zurück.
Waymo: Fortschritte, aber kein Geld
Neben KI setzt Alphabet weiter auf autonomes Fahren. Waymo, die Google-Tochter für Robotertaxis, meldete vier Millionen Fahrten im vergangenen Jahr. Das Wachstum ist beeindruckend – die Profitabilität bleibt jedoch in weiter Ferne. Um Kosten zu senken, will Waymo künftig günstigere Fahrzeuge und weniger Sensoren einsetzen. Doch die Frage bleibt: Wie lange kann sich Alphabet diesen Milliardenpoker leisten?
Chinesische Konkurrenz und Investoren-Zweifel
Für zusätzliche Unsicherheit sorgt ein neuer Rivale aus China: Das Start-up Deepseek hat mit seinem Modell „R1“ eine KI vorgestellt, die in vielen Tests mit OpenAIs GPT-4 konkurrieren kann. Die Folge: Investoren stellen sich die Frage, ob Alphabets Milliarden-Wette auf KI tatsächlich den erwarteten Ertrag bringen wird.
An den Märkten kam Pichais Optimismus nicht gut an. Während das Unternehmen weiterhin hohe Gewinne erzielt – 26,6 Milliarden Dollar im letzten Quartal –, wachsen Zweifel, ob die KI-Strategie wirklich das erwartete Umsatzwachstum liefert.
Aktie auf Talfahrt
Die Reaktion auf die Zahlen war deutlich: Nachbörslich fiel die Alphabet-Aktie um bis zu neun Prozent. Anleger hatten geringere Investitionen und ein stärkeres Umsatzwachstum erwartet. Vor allem das schwache Cloud-Wachstum im Vergleich zu Microsoft Azure sorgte für Enttäuschung.