Nach über einem Jahrzehnt der andauernden unterdurchschnittlichen Performance hat der amerikanische Investmentbank-Gigant Goldman Sachs seinen Kunden geraten, in an der London Stock Exchange gelistete Aktien zu investieren. Goldman Sachs empfiehlt den FTSE 100 und den FTSE 250 und weist darauf hin, dass beide Indizes dieses Jahr im Vergleich zu globalen Konkurrenten gut abgeschnitten haben.
In einer kürzlich veröffentlichten Analyse erläuterten Goldman Sachs Analysten, dass der FTSE 100 von einer Dividenden- und Aktienrückkaufrendite von 6 % profitiere. Darüber hinaus biete der Index eine 'gute Diversifizierung gegenüber dem konzentrierten und technologie-lastigen S&P 500'. Goldman betont zudem, dass alle Branchensektoren im FTSE 100 mit einem Abschlag gehandelt werden.
Die Analysten führen aus, dass der geringe Anreiz für inländische Investoren, in britische Aktien zu investieren, die Bewertungen gedrückt habe. Dies schaffe eine Situation, in der Unternehmensleitungen in Erwägung ziehen, sich im Ausland umzulisten, das Unternehmen zu privatisieren oder aggressiv Aktienrückkäufe durchzuführen. Obwohl diese Strategien tendenziell fortgeführt werden und einen Boden für die Bewertungen bieten, nehmen die Analysten an, dass politische Entscheidungsträger zunehmend erkennen, dass dies nicht gesund für die Wirtschaft ist.
Goldman sieht besonders bei den sogenannten 'Mid-Cap'-Unternehmen im FTSE 250 Chancen. Diese handeln ebenfalls zu niedrigen Bewertungen und profitieren zusätzlich vom verbesserten wirtschaftlichen Momentum in Großbritannien, der aufgestauten Nachfrage durch hohe Haushaltsersparnisse und den sinkenden Zinssätzen. Reformen auf der Angebotsseite, zum Beispiel im Wohnungsbau, sollten ebenfalls unterstützend wirken. Außerdem begünstigt ein starker Pfund den FTSE 250.
Die Empfehlung kommt nach Jahren des Bangens in der Londoner City über die schwache Performance der in London gelisteten Aktien. Goldman Sachs nennt drei Hauptgründe für das anhaltende unterwältigende Abschneiden: das Fehlen eines großen Technologie-Sektors, eine politisch turbulente Phase nach dem EU-Referendum 2016 und der Mangel an inländischen Investoren, die bereit oder in der Lage sind, in heimische Aktien zu investieren.
Trotz der Schwierigkeiten schlussfolgerten die Analysten von Goldman Sachs, dass sie den FTSE 250 gegenüber dem MSCI World Index bevorzugen. Der FTSE 100 wird weiterhin für seine niedrige Bewertung, Aktienrückkäufe und Diversifizierungsmerkmale geschätzt.