Goldpreis auf Rekordkurs – aber ist das Edelmetall wirklich wertbeständig?
Gold fasziniert Anleger seit Jahrtausenden. Als Symbol für Wohlstand und Sicherheit wird es in Krisenzeiten verstärkt nachgefragt. Derzeit notiert der Goldpreis bei 2.771 Dollar pro Feinunze, nur knapp unter dem Rekordhoch von 2.787 Dollar im Oktober 2024.
Die steigende Nachfrage hat mehrere Ursachen: die Unsicherheit über die wirtschaftspolitischen Pläne von Donald Trump, mögliche Zinsentscheidungen der Fed und EZB sowie geopolitische Spannungen.
Besonders hoch war die Goldnachfrage bereits im dritten Quartal 2024: 1.313 Tonnen wurden weltweit gekauft – der höchste Wert seit Jahren. Die größten Abnehmer sind dabei nicht nur Privatanleger und Zentralbanken, sondern auch die Schmuckindustrie. Der Marktwert aller gehandelten Goldbestände überschritt erstmals die Marke von 100 Milliarden Dollar.
Doch so eindrucksvoll diese Zahlen sind – die entscheidende Frage bleibt: Ist Gold tatsächlich ein sicherer Inflationsschutz und langfristig wertbeständig?
Inflationsschutz: Ein Mythos?
Gold wird oft als Absicherung gegen Inflation beworben. Doch eine detaillierte Betrachtung der historischen Kursverläufe zeigt, dass dies nicht immer zutrifft.
Laut einer Studie von Morningstar besteht kein signifikanter statistischer Zusammenhang zwischen Inflation und Goldpreisentwicklung. In einigen Inflationsphasen hat Gold sogar an Wert verloren:
- 1980–1984: Während die Inflationsrate bei 6,5 % lag, fiel der Goldpreis jährlich um 10 %.
- 1988–1991: Gold verlor 7,6 %, während die Inflation im Schnitt bei 4,6 % lag.
- 1978–1995: Die Verbraucherpreise stiegen um 127 %, der Goldpreis dagegen nur um 71 %.
Ein Vergleich mit Immobilien verstärkt dieses Bild. Zwischen 1980 und 2000 stiegen die Konsumentenpreise in den USA um 120 %, während der Goldpreis in dieser Zeit um 43 % fiel. Diese Zahlen widerlegen die These, dass Gold als konstanter Inflationsschutz dient.
Langfristige Wertstabilität – ein differenziertes Bild
Über sehr lange Zeiträume zeigt Gold eine bemerkenswerte Preisstabilität. Historische Vergleiche zeigen, dass Gold zwar kurzfristig starke Schwankungen unterliegt, langfristig aber seinen Wert weitgehend bewahrt:
- Römische Zeit: Eine fein gewebte Toga kostete etwa eine Unze Gold. Heute entspricht dies dem Preis eines hochwertigen Maßanzugs (ca. 2.500 Euro).
- 1915: Ein durchschnittliches Haus in den USA kostete 169 Unzen Gold. Heute wären für ein durchschnittliches Haus mit einem Wert von 420.000 Dollar etwa 158 Unzen notwendig.
Die historische Perspektive zeigt, dass Gold in sehr langen Zeiträumen tatsächlich wertstabil bleibt – allerdings nur, wenn man Jahrhunderte statt Jahrzehnte betrachtet.
Lesen Sie auch:
Gold als Krisenwährung: Vorteile und Risiken
Neben der Inflationsabsicherung wird Gold oft als Krisenwährung betrachtet. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten flüchten Anleger in das Edelmetall. Doch auch hier gibt es Risiken:
- Hohe Transaktionskosten: Goldkäufe und -verkäufe verursachen Gebühren, die die Rendite mindern. Auch Lager- und Versicherungskosten sind nicht zu unterschätzen.
- Regulierungsrisiken: In der Vergangenheit gab es immer wieder Besitz- und Handelsverbote für Gold. Beispiele:
- USA (1933–1974): Goldbesitz wurde illegal, Bürger mussten ihre Bestände an den Staat verkaufen.
- Deutschland (1923, 1936–1955): Goldverbote wurden während wirtschaftlicher Krisen verhängt.
- Indien (1963–1990): Der private Besitz von Goldbarren war eingeschränkt.
Solche Maßnahmen könnten auch in Zukunft als Reaktion auf extreme Wirtschaftskrisen oder Währungsreformen denkbar sein.
Das könnte Sie auch interessieren: