Für Investoren, die in Aktien von Walgreens Boots Alliance investieren, könnte jetzt der Moment gekommen sein, die Notbremse zu ziehen und ihr Kapital anderweitig zu allokieren.
Ein essenzielles Kriterium für den Verkauf einer Aktie ist, ob die ursprüngliche Investitionsthese noch gültig ist. Wer vor zehn Jahren in Walgreens investierte, hoffte vermutlich auf eine sichere Anlage mit stabilen und wachsenden Dividenden sowie einem bescheidenen Kurszuwachs. Die Annahme war, dass sich das Geschäftsfeld der Einzelhandelsapotheken auch in einem sich wandelnden Marktumfeld behaupten würde. Diese These hat sich jedoch nicht bewahrheitet.
Walgreens' Gesamtjahresrendite ist in den letzten zehn Jahren um über 80% gesunken. Gleichzeitig hat sich der vierteljährliche Free Cash Flow (FCF) um 53% auf nur noch 327 Millionen US-Dollar reduziert. Anfang dieses Jahres kürzte das Unternehmen seine vierteljährliche Dividende um 48% auf 0,25 US-Dollar pro Aktie. Zudem investierte Walgreens in den letzten zwölf Monaten fast 27 Milliarden US-Dollar in die Tilgung von Schulden, was Wachstumsmöglichkeiten und Kapitalrückführungen an die Aktionäre einschränkte.
Eine Gegenüberstellung mit dem größten Konkurrenten CVS Health zeigt, dass Walgreens nicht etwa unter einer allgemeinen Branchenkrise leidet. CVS Health konnte die Gesamtjahresrendite seiner Aktien in den letzten zehn Jahren lediglich um rund 4% reduzieren und gleichzeitig den vierteljährlichen FCF sowie die Dividendenausschüttung steigern.
Walgreens' Segment zur Rezeptbearbeitung entwickelt sich zwar stabil, aber der Verkauf nicht verschreibungspflichtiger Gesundheitsprodukte und die Erstattungen durch Versicherer schwächeln. Zudem sind die positiven Effekte der Wiedereröffnung der Wirtschaft 2021 längst verpufft. Der Vorstoß in den Bereich der Primärversorgung ist kostenintensiv und trägt noch nicht signifikant zum Umsatz und Gewinn bei.
In der nahen Zukunft besteht keine konkrete Aussicht auf eine Kehrtwende. Walgreens muss weiterhin Investitionen und andere Vermögenswerte veräußern, um Schulden zu bedienen, während die Betriebskosten gesenkt und die profitabelsten Segmente vorangetrieben werden. Dies könnte zu weiteren Einnahmeeinbußen führen und das Gesamtvermögen weiter schrumpfen lassen, was sich negativ auf den Aktienkurs auswirkt.
Langfristig könnte Walgreens zwar noch die Kurve kriegen und sowohl das Primärversorgungssegment als auch das Apothekengeschäft effizienter gestalten. Doch derzeit gibt es kaum Anzeichen dafür, dass diese Prozesse über die Anfänge hinaus schreiten. Investoren müssen sich daher nicht verpflichtet fühlen, an einer invalidierten Investitionsthese festzuhalten.
Daher scheint es ratsam, die Aktien jetzt zu verkaufen. Selbst wenn eine Erholung absehbar wäre, steht ein weiterer Kursrückgang im Raum. Der sicherere Schritt ist, jetzt auszusteigen und eventuell später bei ersten Anzeichen einer Erholung zurückzukehren.
Zum Schluss noch ein Denkanstoß für potenzielle Anleger: Die Analysten des Motley Fool Stock Advisor identifizierten kürzlich die zehn besten Aktien für Investoren und Walgreens Boots Alliance gehörte nicht dazu. Wer damals Nvidia-Anteile erworben hätte, als diese am 15. April 2005 empfohlen wurden, könnte heute eine stolze Rendite von 652.404 US-Dollar auf eine ursprüngliche Investition von 1.000 US-Dollar verbuchen.