Glyphosat, das weltweit am häufigsten eingesetzte Unkrautbekämpfungsmittel, bleibt in der EU weiterhin erlaubt. Während Umweltverbände und Teile der Wissenschaft scharfe Kritik an der Substanz üben, stellt sich die Frage, was es mit Glyphosat eigentlich auf sich hat.
Das Mittel, das vor allem in der Landwirtschaft Verwendung findet, wirkt auf nahezu alle Grünpflanzen und gehört zu den effektivsten Pflanzenvernichtern. Es blockiert in den Pflanzen ein Enzym, das lebenswichtige Aminosäuren produziert. Dieses Enzym ist in Pilzen und Mikroorganismen vorhanden, aber nicht bei Tieren und Menschen. Glyphosat wird über die Blätter aufgenommen und verteilt sich in der Pflanze, was letztendlich zu deren Absterben führt.
Ursprünglich wurde Glyphosat 1974 vom US-Hersteller Monsanto unter dem Namen "Roundup" eingeführt. Heute macht Glyphosat laut Angaben der Glyphosate Renewal Group, einem Zusammenschluss von Unternehmen, die das Mittel vertreiben, rund 25 Prozent des weltweiten Herbizidmarktes aus. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2021 knapp 4100 Tonnen Glyphosat abgesetzt, wobei der Großteil in der Landwirtschaft verwendet wird. Der Deutsche Bauernverband gibt an, dass Glyphosat auf etwa 37 Prozent der Ackerflächen eingesetzt wird, um die Felder vor oder kurz nach der Aussaat sowie nach der Ernte unkrautfrei zu halten.
Glyphosat ist nicht nur in der Landwirtschaft präsent, sondern findet sich auch in Pflanzenschutzmitteln für den Gartenbau sowie in Nahrungsmitteln und anderen Produkten. Trotzdem betont das Bundesinstitut für Risikobewertung, dass die Menge an Glyphosat in diesen Produkten unbedenklich sei. Wer dennoch auf Glyphosat verzichten möchte, wird dazu ermutigt, auf Bio-Produkte zurückzugreifen.
Die Kritik an Glyphosat bezieht sich nicht nur auf den möglichen negativen Einfluss auf die Umwelt und die Landwirtschaft, sondern auch auf die Gesundheit von Tieren und Menschen. Studien haben gezeigt, dass Glyphosat den Lebensraum für Insekten und Vögel verringert und sich letztendlich bis hin zu Säugetieren in der Nahrungskette nachweisen lässt. Eine Studie der Universität Konstanz legt zudem nahe, dass Glyphosat die Lernfähigkeit von Hummeln beeinträchtigt und somit ihre Fortpflanzungs- und Überlebenschancen verringert.
Die Frage, ob Glyphosat krebserregend ist, wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Während die Internationale Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation das Mittel 2015 als "wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" einstuft, kommt die Europäische Chemikalienagentur zu dem Schluss, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht ausreichend seien, um Glyphosat als krebserregende Substanz einzustufen. Auch andere Behörden wie die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit, das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung und die US-Umweltbehörde EPA sehen keinen ausreichenden Hinweis auf eine krebserregende Wirkung von Glyphosat.
Trotzdem sieht sich der Glyphosat-Hersteller Bayer in den USA mit zahlreichen Klagen konfrontiert und musste bereits hohe Schadensersatzzahlungen leisten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussion um Glyphosat weiterentwickelt und ob in Zukunft möglicherweise weitere Beschränkungen für den Einsatz des Unkrautbekämpfungsmittels erlassen werden.