21. Oktober, 2024

Wirtschaft

Globale Verschuldungskrise: Wenn die Wellen verebben, bleibende Sorgen

Globale Verschuldungskrise: Wenn die Wellen verebben, bleibende Sorgen

Die jüngste globale Schuldenkrise scheint ihren Höhepunkt in Ländern wie Ghana, Sri Lanka und Sambia überschritten zu haben, da diese nach Jahren qualvoller Umschuldungen endlich Stabilität finden. Doch die Sorge wächst, dass in vielen Schwellenländern nun ein neuer Engpass entsteht: ein gefährlicher Mangel an Liquidität, der die Entwicklung hemmen, den Klimaschutz bremsen und das Vertrauen in Regierungen sowie westliche Institutionen weiter schwächen könnte.

Das Thema steht im Mittelpunkt der derzeitigen Herbsttagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Washington, D.C. Christian Libralato, Portfoliomanager bei RBC BlueBay, beschreibt das Dilemma: „Für viele Länder sind die Schuldendienste gestiegen, Kredite teurer geworden und externe Quellen unsicherer.“ Der oberste Wirtschaftsvertreter des US-Finanzministeriums hat neue Mechanismen gefordert, um kurzzeitige Liquiditätshilfen für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen bereitzustellen und Schuldenkrisen abzuwenden.

Die Globale Staatsschulden-Rundtischrunde, eine Initiative, die Ländervertreter, private Kreditgeber, die Weltbank und die G20 zusammenbringt, arbeitet ebenfalls an dieser Problematik. Doch wie Vera Songwe, Vorsitzende der Liquiditäts- und Nachhaltigkeitseinrichtung, erklärt, fehlen den derzeitigen Maßnahmen Umfang und Geschwindigkeit, um effektiv zu sein.

Zahlreiche Länder wie Angola, Brasilien, Nigeria und Pakistan zahlten bereits 2022 mehr für den Schuldendienst, als sie durch neue Finanzierungen erhielten. Die steigenden globalen Zinssätze erschweren eine kostengünstige Refinanzierung zusätzlich. Experten zufolge, darunter Ishak Diwan vom Finance for Development Lab, wird die Situation 2023 und 2024 voraussichtlich noch schwieriger, da frische Mittel von IWF und Weltbank die steigenden Kosten nicht ausgleichen können.

Dennoch gibt es Lichtblicke: Viele Länder haben wieder Zugang zu den Kapitalmärkten gefunden und begeben Anleihen. Stefan Weiler von JPMorgan prognostiziert für Europa, den Nahen Osten und Afrika eine Rekordemission von 275 bis 300 Milliarden Dollar in diesem Jahr. Doch die Kosten bleiben hoch, wie Kenia mit seinen Zinsen von über 10% zeigt.

Kampf um Finanzierung: Entwicklungsbanken versuchen, durch eine weltweite Kampagne für die Spende von IWF-Reserveaktiva – den „Special Drawing Rights“ – ihre Kreditvergabekapazitäten zu maximieren. Doch westliche Staaten zögern, mehr Mittel bereitzustellen. Eine gefährliche Mischung für Entwicklungsländer.

„Von Kenia bis Nigeria beobachten wir Proteste. Die Lage ist äußerst gefährlich“, warnt Diwan. „Wir verlieren den gesamten globalen Süden.“