Seit Jahrzehnten träumen US-Präsidenten davon, dem Nahen Osten Frieden zu bringen. Während Jimmy Carter 1978 das Camp David Abkommen zwischen Israel und Ägypten ermöglichte, orchestrierte Bill Clinton die Oslo-Verträge mit den Palästinensern 1993 und ein Friedensabkommen mit Jordanien im darauffolgenden Jahr. Donald Trump hingegen schloss 2020 die Abraham-Abkommen mit Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Marokko.
Der nächste Präsident wird zweifellos mit den Spannungen zwischen Israel und Irans 'Achse des Widerstands' konfrontiert sein. Die Frage, wie eine regionale Eskalation verhindert und eine erneute Einmischung in einen endlosen Krieg vermieden werden kann, bleibt essenziell. Kamala Harris würde voraussichtlich die von Joe Biden geprägte Politik beibehalten, die Israels Selbstverteidigungsrecht unterstützt, seine gefährlichsten Aktionen einzudämmen versucht und gleichzeitig das Konzept eines palästinensischen Staates am Leben hält. Im Gegensatz dazu spricht sich Donald Trump dafür aus, Israel freie Hand zu lassen.
Trotz der wiederholten amerikanischen Beteuerungen, Iran nicht in den Besitz von Nuklearwaffen gelangen zu lassen, hat keiner der Präsidenten bisher Irans Anlagen bombardiert oder Israel eine solche Erlaubnis erteilt. Diese Zurückhaltung spiegelt die vorstellbaren Kosten einer Eskalation wider, während die Vorteile nur schwer abwägbar erscheinen.
Sowohl Harris als auch Trump zeigen wenig Neigung, militärische Maßnahmen gegen Iran zu ergreifen. Trump zog sich aus dem Atomabkommen mit Iran zurück, verhängte harte Sanktionen und ordnete 2020 die Tötung von Qassem Suleimani an. Gleichwohl hegte er Hoffnungen auf ein Abkommen mit den iranischen Geistlichen und vermied es, auch in brisanten Momenten direkt auf Iran zuzuschlagen.
Eine delikate Frage bleibt, ob und wie ein US-Präsident einen israelischen Angriff unterstützen könnte. Israel könnte allein vermutlich nur begrenzte Schäden verursachen. Die US-Hilfe könnte von der Bereitstellung von Geheimdienstinformationen bis hin zu direkter militärischer Unterstützung reichen.
Egal wie sich der Konflikt bis Januar entwickelt, der nächste Präsident wird sich mit der polarisierenden Figur des israelischen Premierministers auseinandersetzen müssen. Joe Biden hat sich in der Vergangenheit kritisch über Benjamin Netanyahu geäußert, eine Einschätzung, die auch Harris zu teilen scheint. Trump äußerte ebenfalls Kritik an Netanyahu, blieb jedoch gleichzeitig Republikanern loyal, die meinen, Israel könne keinen Fehler begehen.
Innerhalb der amerikanischen Politik ist die Unterstützung für Israel tief verankert, während Iran als Feindbild gilt. Harris erklärte, Iran habe 'amerikanisches Blut an den Händen', während Biden Mühe hatte, Netanyahu zu mäßigen, insbesondere bei Verhandlungen über einen Waffenstillstand in Gaza. Mit Militärhilfe und der Mitwirkung bei der Abwehr von Raketenangriffen unterstützt Amerika Israel.
Nachdem Netanyahus Anfangserfolg gegen die Hisbollah ihren Anführer ausgeschaltet hat, spricht er vermehrt von einer Chance, die Realität im Libanon und der Region zu verändern. Pläne zur Verbesserung der Bedingungen für Palästinenser scheinen indes kaum präsent. Sowohl Harris als auch Trump stehen vor der Herausforderung, eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Israel und Saudi-Arabien zu fördern, wobei der Preis für solch einen Frieden mit Fortdauer des Konflikts weiter steigen könnte.