16. September, 2024

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Globale Geburtenkrise: Bevölkerungsrückgang droht Weltwirtschaft

Ein Wendepunkt der Menschheit ist erreicht: Die weltweite Geburtenrate fällt erstmals unter die Schwelle, die für eine stabile Bevölkerungszahl notwendig ist. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen könnten gravierend sein.

Globale Geburtenkrise: Bevölkerungsrückgang droht Weltwirtschaft
Während einige Länder wie Deutschland und Japan mit stark sinkenden Geburtenraten kämpfen, erleben Nationen in Afrika wie Niger und Mali weiterhin ein Bevölkerungswachstum, das unterschiedliche sozioökonomische Herausforderungen mit sich bringt.

Ein schwindender Trend, weitreichende Konsequenzen

In einer Welt, die einst von Überbevölkerung und ihren potenziell katastrophalen Auswirkungen besorgt war, stehen wir nun vor einem paradoxen Problem: Es werden nicht genug Babys geboren.

„Zum ersten Mal bringt die Menschen nicht genug Babys zur Welt, um die Population zu erhalten.“

Ein US-Ökonom schlägt Alarm und prophezeit, dass die weltweite Geburtenrate unter das kritische Niveau gefallen ist, welches notwendig ist, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten.

Laut Jesús Fernández-Villaverde von der University of Pennsylvania hat diese Entwicklung bereits einen irreversiblen Wendepunkt erreicht.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache

Traditionell sicherten sich Familien in ärmeren Regionen mit vielen Kindern gegen hohe Sterblichkeitsraten und Armut ab. In wohlhabenderen Gesellschaften hingegen ist das Bedürfnis nach einer großen Nachkommenschaft deutlich gesunken.

In entwickelten Ländern führt der anhaltende Rückgang der Geburtenrate zu weniger Schülern, was langfristig die Bildungsinstitutionen beeinflusst und deren Kapazitäten und Ressourcen neu definiert.

Fernández-Villaverde kritisiert die aktuellen Schätzungen der UN und behauptet, dass die tatsächliche Geburtenrate unter dem von den Vereinten Nationen angegebenen Wert von 2,1 Kindern pro Frau liegt – dem Wert, der notwendig wäre, um die Bevölkerungszahlen langfristig zu erhalten.

Expertenmeinungen und Datenunsicherheiten

Experten äußern sich zurückhaltend zu den Schlussfolgerungen von Fernández-Villaverde. Colette Rose vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung weist darauf hin, dass die Differenzen in den Geburtenraten statistisch nicht signifikant genug seien, um von einer echten Krise zu sprechen.

Die Schätzungen der UN, so Rose, haben sich in der Vergangenheit als ziemlich zuverlässig erwiesen.

Dmitri Jdanov vom Max-Planck-Institut betont die Herausforderungen bei der Datenerhebung, insbesondere in Regionen ohne zuverlässige Registrierungssysteme wie Teile Asiens und Afrikas.

Eine alternde Welt und die wirtschaftlichen Folgen

Der Trend zu niedrigeren Geburtenraten ist jedoch unbestreitbar und hat tiefgreifende soziale und wirtschaftliche Implikationen.

Sinkende Geburtenraten führen zu einem veränderten Bedarf an städtischer Infrastruktur, von Schulen bis zu Freizeiteinrichtungen, was die städtebauliche Planung und Entwicklung nachhaltig beeinflusst.

Eine jüngere, schrumpfende Bevölkerung bedeutet weniger Arbeitskräfte, was die ökonomische Belastung der älteren Generation vergrößert. Die steigende Lebenserwartung führt dazu, dass immer weniger junge Menschen für die Renten und die Gesundheitsversorgung einer wachsenden Zahl älterer Menschen aufkommen müssen.

Internationale Perspektiven und Auswege

Während einige Länder wie Deutschland bereits drastische Geburtenrückgänge verzeichnen, zeigt sich in Ländern wie Indien und Pakistan noch ein gegenläufiger Trend. Hier sind die Geburtenraten zwar rückläufig, liegen aber immer noch über dem Erhaltungsniveau.

Der Schlüssel zur Lösung der globalen demografischen Herausforderung könnte in einer ausgewogenen Einwanderungspolitik liegen, die die Bevölkerungsdefizite in manchen Staaten ausgleichen könnte, ohne soziale Spannungen zu verschärfen.