Ein schwindender Trend, weitreichende Konsequenzen
In einer Welt, die einst von Überbevölkerung und ihren potenziell katastrophalen Auswirkungen besorgt war, stehen wir nun vor einem paradoxen Problem: Es werden nicht genug Babys geboren.
„Zum ersten Mal bringt die Menschen nicht genug Babys zur Welt, um die Population zu erhalten.“
Ein US-Ökonom schlägt Alarm und prophezeit, dass die weltweite Geburtenrate unter das kritische Niveau gefallen ist, welches notwendig ist, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten.
Laut Jesús Fernández-Villaverde von der University of Pennsylvania hat diese Entwicklung bereits einen irreversiblen Wendepunkt erreicht.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache
Traditionell sicherten sich Familien in ärmeren Regionen mit vielen Kindern gegen hohe Sterblichkeitsraten und Armut ab. In wohlhabenderen Gesellschaften hingegen ist das Bedürfnis nach einer großen Nachkommenschaft deutlich gesunken.
Fernández-Villaverde kritisiert die aktuellen Schätzungen der UN und behauptet, dass die tatsächliche Geburtenrate unter dem von den Vereinten Nationen angegebenen Wert von 2,1 Kindern pro Frau liegt – dem Wert, der notwendig wäre, um die Bevölkerungszahlen langfristig zu erhalten.
Expertenmeinungen und Datenunsicherheiten
Experten äußern sich zurückhaltend zu den Schlussfolgerungen von Fernández-Villaverde. Colette Rose vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung weist darauf hin, dass die Differenzen in den Geburtenraten statistisch nicht signifikant genug seien, um von einer echten Krise zu sprechen.
Die Schätzungen der UN, so Rose, haben sich in der Vergangenheit als ziemlich zuverlässig erwiesen.
Dmitri Jdanov vom Max-Planck-Institut betont die Herausforderungen bei der Datenerhebung, insbesondere in Regionen ohne zuverlässige Registrierungssysteme wie Teile Asiens und Afrikas.
Eine alternde Welt und die wirtschaftlichen Folgen
Der Trend zu niedrigeren Geburtenraten ist jedoch unbestreitbar und hat tiefgreifende soziale und wirtschaftliche Implikationen.
Eine jüngere, schrumpfende Bevölkerung bedeutet weniger Arbeitskräfte, was die ökonomische Belastung der älteren Generation vergrößert. Die steigende Lebenserwartung führt dazu, dass immer weniger junge Menschen für die Renten und die Gesundheitsversorgung einer wachsenden Zahl älterer Menschen aufkommen müssen.
Internationale Perspektiven und Auswege
Während einige Länder wie Deutschland bereits drastische Geburtenrückgänge verzeichnen, zeigt sich in Ländern wie Indien und Pakistan noch ein gegenläufiger Trend. Hier sind die Geburtenraten zwar rückläufig, liegen aber immer noch über dem Erhaltungsniveau.
Der Schlüssel zur Lösung der globalen demografischen Herausforderung könnte in einer ausgewogenen Einwanderungspolitik liegen, die die Bevölkerungsdefizite in manchen Staaten ausgleichen könnte, ohne soziale Spannungen zu verschärfen.