22. April, 2025

Global

Globale Demografie am Kipppunkt

Weltweit sinken die Geburtenraten, und mit ihnen die Wachstumsdynamik ganzer Volkswirtschaften. Die InvestmentWeek zeigt, warum das "Zeitalter der Entvölkerung" weit mehr ist als eine demografische Fußnote – es wird die Machtverhältnisse der Welt neu ordnen.

Globale Demografie am Kipppunkt
Mit 1,35 Kindern pro Frau liegt Deutschland deutlich unter dem Erhaltungsniveau – ohne Migration würde die Bevölkerung seit Jahrzehnten schrumpfen.

Das Bevölkerungswachstum läuft aus dem Takt

Noch vor wenigen Jahrzehnten galt die "Bevölkerungsbombe" als Hauptsorge der Demografen. Heute scheint der Spieß umgedreht.

Die Geburtenraten brechen weltweit ein, viele Gesellschaften schrumpfen bereits oder steuern unaufhaltsam darauf zu. Die Vorstellung einer überfüllten Welt weicht der Realität alternder Gesellschaften und leerer Klassenzimmer.

Von Afrika abgesehen, schrumpft fast alles

Die globale Fertilitätsrate liegt heute bei 2,2 Kindern pro Frau – kaum mehr als das Erhaltungsniveau von 2,1. In vielen Ländern Europas und Asiens liegt die Rate bereits weit darunter.

Deutschland: 1,35. Südkorea: 0,78. Selbst ehemals geburtenstarke Staaten wie Brasilien oder die USA verzeichnen Rückgänge. Nur in Subsahara-Afrika liegt die Rate noch deutlich höher. Doch auch dort beginnt ein politisches Umdenken.

Weniger junge Menschen bedeuten auch schrumpfende Absatzmärkte – Demografie wird damit zum strategischen Risiko für Investoren weltweit.

Wirtschaft ohne Nachwuchs?

Sinkende Geburten bedeuten langfristig: Weniger Erwerbstätige, mehr Rentner, stagnierende Konsummärkte. Schon heute fehlt es in vielen Industriestaaten an Fachkräften, in Zukunft droht ein strukturelles Arbeitskräftedefizit.

Rentensysteme geraten unter Druck, Innovationskraft und Produktivität dürften ohne ausreichend junge Menschen ebenfalls leiden.

Migration als Lösung? Nur bedingt

Viele Staaten kompensieren schrumpfende Bevölkerung durch Zuwanderung. Doch das birgt soziale, politische und wirtschaftliche Herausforderungen. Zudem sind auch klassische Herkunftsländer wie Mexiko, China oder Türkei selbst vom demografischen Wandel betroffen. Der globale Wettbewerb um junge, qualifizierte Migranten verschärft sich.

Machtfrage Demografie

Länder mit jüngerem Durchschnittsalter verfügen über ein größeres wirtschaftliches und sicherheitspolitisches Potenzial. Bevölkerung wird zur geopolitischen Ressource.

Während Europa, China oder Japan schrumpfen, könnten Staaten wie Indien, Nigeria oder Ägypten aufsteigen – vorausgesetzt, sie investieren richtig in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur.

Neue Ökonomie der Alterung

Mit der Alterung ändert sich das Konsumverhalten. Statt Windeln werden Pflegeroboter gebraucht, statt Studentenwohnheimen altersgerechter Wohnraum. Branchen müssen sich anpassen. Gleichzeitig steigen die Gesundheitskosten, das Bildungssystem muss sich auf lebenslanges Lernen einstellen. Volkswirtschaften müssen neue Modelle finden, um bei sinkender Bevölkerung stabil zu bleiben.

Gesellschaft im Wandel

Weniger Geschwister, mehr Einzelkinder, spätere Mutterschaft: Familienstrukturen verändern sich grundlegend. Auch Rollenbilder, Wohnformen und Generationenverträge geraten in Bewegung. Die große gesellschaftliche Frage lautet: Wie organisieren wir Zusammenhalt in einer Welt, in der Kinder zur Ausnahme werden?