20. September, 2024

Wirtschaft

Gipfeltreffen im Bundeswirtschaftsministerium: Deutsche Autobranche unter Druck

Gipfeltreffen im Bundeswirtschaftsministerium: Deutsche Autobranche unter Druck

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat die deutsche Automobilindustrie zu einem Krisengipfel geladen, um über die angespannte Lage in der Branche zu beraten. Neben dem Branchenverband VDA und der Gewerkschaft IG Metall werden die größten Automobilhersteller und -zulieferer an den Gesprächen teilnehmen. Diese Initiative kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, da die Verkaufszahlen insbesondere für E-Autos deutlich eingebrochen sind und die Stimmung bei den Herstellern nach einer aktuellen Ifo-Erhebung auf dem Tiefpunkt ist.

Die Automobilindustrie ist nach Umsatz gemessen der bedeutendste Wirtschaftszweig Deutschlands. Doch gerade Deutschlands größter Autobauer, Volkswagen, muss sich möglicherweise auf drastische Einschnitte vorbereiten. Im Zuge eines Sparprogramms schließt das Management betriebsbedingte Kündigungen und Werkschließungen bei der Kernmarke VW nicht mehr aus. Ein Bericht des "Manager Magazins" deutet sogar auf einen möglichen Abbau von bis zu 30.000 Stellen hin, was jedoch vom Unternehmen als "jeglicher Grundlage entbehrend" bezeichnet wurde.

Finanzvorstand Arno Antlitz hat laut dem Magazin geplant, das Investitionsbudget für die kommenden fünf Jahre auf 160 Milliarden Euro zu kürzen, nachdem zuvor 170 Milliarden Euro veranschlagt waren. Die Notwendigkeit zur Kostenreduzierung an den deutschen Standorten wurde von einer Sprecherin der Volkswagen AG bestätigt. Die bevorstehenden Verhandlungen mit der IG Metall, die am 25. September beginnen, werden zeigen, wie dieses Ziel in Absprache mit den Arbeitnehmervertretern erreicht werden kann. Thorsten Gröger, Verhandlungsführer bei Volkswagen, sprach von einer möglichen entschlossenen Antwort der Belegschaft auf einschneidende Maßnahmen.

Auch Automobilzulieferer sind von der Krise betroffen. ZF, einer der größten Zulieferer in Deutschland, kündigte an, in den nächsten vier Jahren bis zu 14.000 Stellen zu streichen und plant die Gründung mehrerer Standortverbunde mit effizienteren Strukturen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen etwa 54.000 Mitarbeiter bundesweit.

Die durchschnittliche Auslastung der deutschen Werke von Volkswagen, BMW, Mercedes und anderen lag im vergangenen Jahr bei gerade einmal etwas mehr als zwei Dritteln. Erste Konsequenzen lassen sich bereits beobachten. So hat Ford bereits 2022 angekündigt, sein Werk in Saarlouis Ende 2025 zu schließen. Auch bei Audi könnte das Werk in Brüssel betroffen sein, während Volkswagen offen über eine Nachnutzung der Gläsernen Manufaktur in Dresden ohne Fahrzeugfertigung nachdenkt.