Gilead Sciences hat auf einem aktuellen Analysten- und Investoren-Event eine spannende Entwicklung in der HIV-Forschung vorgestellt: Eine injizierbare einmal jährlich zu verabreichende Version von Lenacapavir. Dieses Präparat befindet sich derzeit in der Phase-1-Studie, und die Veröffentlichung erster Daten steht bevor. Frühestens 2025 soll die entscheidende Phase-3-Studie beginnen. Geplant ist, dass regulatorische Einreichungen gegen Ende 2027 starten. Im September präsentierte Gilead bereits eine Zwischenauswertung einer weiteren Phase-3-Studie zu seinem halbjährlich verabreichten HIV-1-Kapsidinhibitor Lenacapavir. Diese Studienergebnisse zeigten, dass die HIV-Infektionsraten um beeindruckende 96 % im Vergleich zur allgemeinen HIV-Inzidenz gesenkt wurden. Im November fand die Studie Erwähnung im New England Journal of Medicine. Sie unterstrich die hohe Wirksamkeit von Lenacapavir als Präexpositionsprophylaxe (PrEP) und demonstrierte auch seine Überlegenheit gegenüber der täglichen Einnahme von Truvada (bestehend aus Emtricitabin und Tenofovirdisoproxilfumarat). Bemerkenswert ist, dass keine bedeutenden Sicherheitsbedenken festgestellt wurden. Der Marktführer ViiV Healthcare, ein Unternehmen von Pfizer und GSK, hatte 2021 mit Apretude das erste injizierbare PrEP-Medikament auf den Markt gebracht. Doch Gilead plant, mit einer PrEP-Injektion, die nur zwei jährliche Klinikbesuche erfordert, neue Maßstäbe zu setzen. Diese sparsame Dosierung erwies sich als effektiver im Vergleich zur täglichen oralen PrEP. Das bleibt allerdings nicht ohne Herausforderungen. Weltweite Zugänglichkeit bleibt ein großes Thema. So kritisierte die ehemalige CDC-Direktorin Rochelle Walensky die mangelnde Priorität von ViiV, den Zugang in afrikanischen Ländern zu fördern, und appellierte an Gilead, die Verfügbarkeit von Lenacapavir sicherzustellen. Während bemerkenswerte Fortschritte in der langanhaltenden PrEP gemacht wurden, bleibt der Durchbruch bei HIV-Impfstoffen aus. Die Komplexität des Virus steht weiterhin im Weg und verhindert bislang, dass Impfstoffe späte klinische Testphasen erreichen.