21. April, 2025

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Giftiges Erbe in Nordostgewässern: Thallium-Belastung in der Ostsee alarmierend hoch

Giftiges Erbe in Nordostgewässern: Thallium-Belastung in der Ostsee alarmierend hoch

Wissenschaftler sind bei der Entschlüsselung der Umweltgeschichte der Ostsee auf eine besorgniserregende Erkenntnis gestoßen: Eine Studie zeigt eine erhebliche Konzentration des toxischen Schwermetalls Thallium im maritimen Ökosystem, welche bis zu 60 Prozent auf menschliche Einflüsse der letzten 80 Jahre zurückgeführt wird. Forscherteams der renommierten Woods Hole Oceanographic Institution und verschiedenen deutschen Instituten in Bremen und Rostock lieferten die Beweise für diesen Umwelteinfluss durch ihre Analyse, die jüngst in "Environmental Science & Technology" Beachtung fand.

Thallium, bekannt für seine Toxizität gegenüber Säugetieren, ist glücklicherweise bislang in niedriger Konzentration im Ostseewasser vorhanden. Nichtsdestotrotz weisen die Experten auf das Risiko hin, dass der Schadstoffanteil durch gezielte oder unfreiwillige Maßnahmen zur Erhöhung des Sauerstoffgehaltes im Meerwasser zunehmen könnte. Die Freisetzung von Thallium aus den Meeresbodenablagerungen sei deutlich von Sauerstoffmangelbedingungen abhängig, so Colleen Hansel, Co-Autorin und Expertin der Abteilung für marine Chemie und Geochemie bei der WHOI.

Eingehende Untersuchungen von Sedimentkernen deuten darauf hin, dass sich die Spuren des Schwermetalls besonders nach dem Zweiten Weltkrieg häuften, was mit der intensivierten Zementproduktion in räumlicher Nähe zur Ostsee in Verbindung gebracht wird. Diese Resultate wurden in gemeinschaftlicher Arbeit mit dem Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie und dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde gewonnen.