07. September, 2024

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GIC-Investments: Neue Strategien für den China-Markt

GIC-Investments: Neue Strategien für den China-Markt

Der singapurische Staatsfonds GIC hat eine interessante Neuausrichtung verkündet: Er plant, Anteile an den China-Einheiten multinationaler Unternehmen zu erwerben, wenn diese sich aufgrund des verlangsamten Wachstums und zunehmender geopolitischer Spannungen aus dem Land zurückziehen. Mit geschätzten Vermögenswerten von über 700 Milliarden USD hat GIC diese Strategie als einen Weg skizziert, weiterhin in China zu investieren. In einem Interview mit der Financial Times erklärte Jeffrey Jaensubhakij, Chief Investment Officer von GIC, dass es Unternehmen gebe, die ihren Fokus und ihre Präsenz in China überdenken oder bereits neu ausgerichtet haben und bestrebt sind, ihre Risiken zu minimieren oder ihre Geschäftsaktivitäten vollständig zu veräußern. Er betonte, dass GIC bereit sei, bei attraktiv bewerteten Anlagen zuzuschlagen, falls sich strategische Veränderungen bei den Verkäufern ergeben. In solchen Fällen würde man gemeinsam mit Private-Equity-Firmen als Co-Investor auftreten. GIC hat in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich zum wirtschaftlichen Aufschwung Chinas beigetragen - unter anderem durch Investitionen in Immobilien und in die Ant Group. Allerdings wurden die privaten Investitionen in China im vergangenen Jahr heruntergefahren, da die Strategie neu überdacht wurde. Jaensubhakij wollte keine spezifischen Deals nennen, fügte aber hinzu, dass man nun interessante Chancen jenseits des Technologiesektors erkunde. Er merkte an, dass man attraktive Bewertungen erzielen könne, wenn ausländische Investoren sich entscheiden, aus China auszusteigen. Multinationale Konzerne setzen zunehmend auf Reduzierung ihrer Präsenz in China. AstraZeneca hatte beispielsweise im Juni 2023 Pläne angekündigt, sein China-Geschäft auszugliedern. Neben dem Erwerb von Unternehmensanteilen will GIC auch verstärkt in den heimischen Konsumsektor und die grüne Wirtschaft Chinas investieren. Die Präsentation des Staatsfonds zeigte, dass Chinas „altes Wachstumsmodell“ an seine Grenzen gestoßen ist, aber die langfristigen Fundamentaldaten weiterhin attraktiv seien. Man wies auf die große Bevölkerung, das „tiefe Reservoir an Ingenieurtalenten“ und die „innovativen Unternehmer“ hin, obwohl die geopolitischen Risiken nach wie vor erheblich seien. Diese Kommentare folgten auf die Aussage von Temasek, einem anderen staatlichen Investor Singapurs, der angab, künftig „vorsichtig“ gegenüber China zu sein, nachdem schlechte Leistungen die Renditen beeinträchtigt hatten. Über seine Anlagenperformance gibt GIC vergleichsweise wenig preis. Die am Mittwoch veröffentlichten Ergebnisse zeigten jedoch, dass man über fünf, zehn und zwanzig Jahre hinweg hinter einem „Referenzportfolio“ aus 65 Prozent globalen Aktien und 35 Prozent globalen Anleihen zurückblieb. Bereinigt um Inflation erzielte GIC über die letzten zwei Jahrzehnte eine durchschnittliche Jahresrendite von 3,9 Prozent, im Vergleich zu 4,6 Prozent im Vorjahr. Laut Lim Chow Kiat, CEO von GIC, belaste die derzeitige Unsicherheit die Renditen weiterhin. GIC erklärte, der Rückgang sei teilweise auf die Berücksichtigung außergewöhnlicher Renditen von 2003-2004 zurückzuführen, aber auch auf eine konservative Strategie und schwache Erträge aus Schwellenländeraktien in den letzten Jahren. Mit einem Portfolio von 18 Prozent Private Equity und 13 Prozent Immobilien ist GIC weniger volatil als das Referenzportfolio. Der Staatsfonds betonte, dass er einer der größten Akteure auf dem Markt für Private-Equity-Zweitmarkttransaktionen sei und im vergangenen Jahr Anteile in über 50 Private-Equity-Fonds erwarb. GIC nutzt zudem generative KI-Tools für die Erstellung erster Entwürfe von Investitionsberichten und zur Unterstützung bei internen Prüfungen. Ein Chatbot namens ChatGIC hilft dabei, Informationen intern zu verarbeiten.