04. Dezember, 2024

Quartalszahlen 2024

Gewinnrückgang bei ING Deutschland: Was hinter den Zahlen steckt

Sinkender Zinsüberschuss, steigende Kosten und höhere Risikovorsorge drücken den Gewinn der größten Direktbank Deutschlands. Doch die Strategie bleibt ehrgeizig.

Gewinnrückgang bei ING Deutschland: Was hinter den Zahlen steckt
Mit einem Abfluss von 2,5 Milliarden Euro im dritten Quartal belasten geringere Kundeneinlagen die Ertragslage der Bank.

Die ING Deutschland hat ein weiteres schwieriges Quartal hinter sich. Mit einem Vorsteuergewinn von 475 Millionen Euro im dritten Quartal 2024 verzeichnete die Direktbank einen Rückgang um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auch die ersten neun Monate des Jahres zeigen einen deutlichen Abwärtstrend: Insgesamt sank der Vorsteuergewinn um 17 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro. Was steckt hinter diesem Einbruch – und wie reagiert die Bank?

Belastung durch sinkenden Zinsüberschuss

Ein wesentlicher Faktor ist der Rückgang des Zinsüberschusses, der sich um sechs Prozent auf 822 Millionen Euro verringerte. Der Zinsüberschuss, also die Differenz zwischen den Einnahmen aus Kreditzinsen und den Ausgaben für Einlagenzinsen, ist für Banken eine zentrale Ertragsquelle.

Besonders die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Einlagenzinsen von vier auf 3,25 Prozent zu senken, hat den Margendruck erhöht.

Hinzu kommt ein Rückgang der Kundeneinlagen um 2,5 Milliarden Euro im dritten Quartal. Ein Sprecher der ING Deutschland erklärte, dies sei auf das Ende einer Zinsaktion für Bestandskunden zurückzuführen, während Neukunden weiterhin von einem attraktiven Zinssatz profitieren.

Der Vorsteuergewinn der ING Deutschland sank im dritten Quartal 2024 um 18 Prozent, belastet durch sinkende Zinseinnahmen und höhere Kosten.

Steigende Kosten durch Digitalisierung und Personal

Parallel zu den geringeren Einnahmen sind die Kosten gestiegen. Um neun Prozent auf 381 Millionen Euro erhöhten sich die Ausgaben, was hauptsächlich auf höhere Personalkosten und Investitionen in die Digitalisierung zurückzuführen ist.

Die Bank hat ihre Belegschaft im Vergleich zum Vorjahr um 277 Mitarbeiter aufgestockt und setzt weiterhin auf Automatisierung: Bis Ende 2024 soll der Digitalisierungsgrad bei 80 Prozent liegen, ein ehrgeiziges Ziel, das langfristig Effizienzsteigerungen verspricht.

Vorsicht bei ausfallgefährdeten Krediten

Ein weiterer Belastungsfaktor ist die erhöhte Risikovorsorge. Die Bank legte im dritten Quartal 53 Millionen Euro für ausfallgefährdete Kredite zurück – 13 Millionen Euro mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Dies zeigt, dass die ING Deutschland mit einer möglichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage rechnet und vorsichtig agiert, um sich gegen Kreditausfälle abzusichern.

Überraschungen in den Geschäftssparten

Interessant ist die unterschiedliche Entwicklung der Geschäftsfelder: Während der Vorsteuergewinn im Privatkundensegment um 24 Prozent auf 375 Millionen Euro sank, legte die Firmenkundensparte (Wholesale Banking) um elf Prozent auf 100 Millionen Euro zu.

Diese Diversifizierung zeigt, dass die Bank zunehmend auf ein breiteres Portfolio setzt, um nicht ausschließlich von ihrem Kerngeschäft abhängig zu sein.

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