Die ING Deutschland hat ein weiteres schwieriges Quartal hinter sich. Mit einem Vorsteuergewinn von 475 Millionen Euro im dritten Quartal 2024 verzeichnete die Direktbank einen Rückgang um 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Auch die ersten neun Monate des Jahres zeigen einen deutlichen Abwärtstrend: Insgesamt sank der Vorsteuergewinn um 17 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro. Was steckt hinter diesem Einbruch – und wie reagiert die Bank?
Belastung durch sinkenden Zinsüberschuss
Ein wesentlicher Faktor ist der Rückgang des Zinsüberschusses, der sich um sechs Prozent auf 822 Millionen Euro verringerte. Der Zinsüberschuss, also die Differenz zwischen den Einnahmen aus Kreditzinsen und den Ausgaben für Einlagenzinsen, ist für Banken eine zentrale Ertragsquelle.
Besonders die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Einlagenzinsen von vier auf 3,25 Prozent zu senken, hat den Margendruck erhöht.
Hinzu kommt ein Rückgang der Kundeneinlagen um 2,5 Milliarden Euro im dritten Quartal. Ein Sprecher der ING Deutschland erklärte, dies sei auf das Ende einer Zinsaktion für Bestandskunden zurückzuführen, während Neukunden weiterhin von einem attraktiven Zinssatz profitieren.
Steigende Kosten durch Digitalisierung und Personal
Parallel zu den geringeren Einnahmen sind die Kosten gestiegen. Um neun Prozent auf 381 Millionen Euro erhöhten sich die Ausgaben, was hauptsächlich auf höhere Personalkosten und Investitionen in die Digitalisierung zurückzuführen ist.
Die Bank hat ihre Belegschaft im Vergleich zum Vorjahr um 277 Mitarbeiter aufgestockt und setzt weiterhin auf Automatisierung: Bis Ende 2024 soll der Digitalisierungsgrad bei 80 Prozent liegen, ein ehrgeiziges Ziel, das langfristig Effizienzsteigerungen verspricht.
Vorsicht bei ausfallgefährdeten Krediten
Ein weiterer Belastungsfaktor ist die erhöhte Risikovorsorge. Die Bank legte im dritten Quartal 53 Millionen Euro für ausfallgefährdete Kredite zurück – 13 Millionen Euro mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Dies zeigt, dass die ING Deutschland mit einer möglichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage rechnet und vorsichtig agiert, um sich gegen Kreditausfälle abzusichern.
Überraschungen in den Geschäftssparten
Interessant ist die unterschiedliche Entwicklung der Geschäftsfelder: Während der Vorsteuergewinn im Privatkundensegment um 24 Prozent auf 375 Millionen Euro sank, legte die Firmenkundensparte (Wholesale Banking) um elf Prozent auf 100 Millionen Euro zu.
Diese Diversifizierung zeigt, dass die Bank zunehmend auf ein breiteres Portfolio setzt, um nicht ausschließlich von ihrem Kerngeschäft abhängig zu sein.
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