04. Oktober, 2024

Finanzen

Gewinnen Privatbanken den Kampf um Spareinlagen?

Seit Sommer 2022 verzeichnen private Banken einen deutlichen Zuwachs bei den Spareinlagen, während Sparkassen und Volksbanken langsamer wachsen. Wo liegen die Gründe und wie entwickelt sich der Wettbewerb um die besten Konditionen weiter?

Gewinnen Privatbanken den Kampf um Spareinlagen?
Zinsen treiben Einlagenwachstum – Seit Sommer 2022 sorgen höhere Zinsen wieder für ein deutlicheres Wachstum bei den Bankeinlagen in Deutschland.

Der deutsche Einlagenmarkt erlebt seit der Zinswende 2022 eine Renaissance. Seitdem bieten Banken ihren Kunden wieder attraktive Zinsen auf Sparguthaben, und der Kampf um die Einlagen hat deutlich an Intensität gewonnen.

Doch nicht alle Banken profitieren gleichermaßen von dieser Entwicklung. Eine aktuelle Analyse von Barkow Consulting zeigt, dass private Geldhäuser wie die ING, Commerzbank und DKB ihre Einlagenbestände viel stärker ausbauen konnten als die traditionell marktbeherrschenden Sparkassen und Volksbanken.

Seit dem Sommer 2022 stiegen die Einlagen bei Privatbanken um beeindruckende 170 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von mehr als zehn Prozent entspricht.

Damit konnten die privaten Banken ihren Marktanteil von 39 auf 41 Prozent ausbauen. Im Vergleich dazu sammelten Sparkassen in der gleichen Zeit netto nur 16 Milliarden Euro an zusätzlichen Einlagen ein, wodurch ihr Marktanteil leicht sank.

Die Gewinner des Einlagengeschäfts

Drei Banken stechen besonders hervor, wenn es um die Gewinnung neuer Einlagen geht. Die ING konnte ihre Einlagen binnen zwei Jahren um 25 Milliarden Euro steigern – ein Plus von 20 Prozent.

Festgeld beliebt, aber ungewiss – Der Anteil von Festgeld an den Gesamteinlagen stieg auf 30 Prozent. Experten warnen jedoch vor einer rückläufigen Attraktivität.

Auch die Commerzbank und ihre Tochter Comdirect legten um zehn Prozent zu und zogen ebenfalls 25 Milliarden Euro an. Die DKB, eine weitere große Direktbank, erhöhte ihre Einlagen ebenfalls um rund zehn Prozent. Diese Entwicklung ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die genannten Banken phasenweise besonders attraktive Zinsen boten.

„Wir wollen keine Zinshopper anziehen“, sagt DKB-Chef Sven Deglow.

Dennoch weiß auch er, dass Aktionen mit hohen Zinsen temporär Kundenzuwächse fördern, die teilweise wieder abwandern, sobald die Zinsangebote enden.

Dies zeigte sich auch bei der DKB, die zeitweise 3,5 Prozent Zinsen auf Tagesgeld bot und damit 17 Milliarden Euro an Einlagen einsammelte. Nach Ende der Aktion zogen Kunden allerdings bis Mitte 2024 gut zehn Milliarden Euro wieder ab.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Commerzbank und ING, die im ersten Halbjahr 2024 zusammen 29 Milliarden Euro an neuen Einlagen gewannen. Banken wie der Neobroker Trade Republic, die mit ebenfalls attraktiven Zinsangeboten locken, geben ihre Einlagenzuflüsse allerdings nicht preis.

Wachstum und Sparboom

Nachdem das Wachstum der Einlagen bei deutschen Banken zeitweise stagnierte, zeigen sich seit Mai 2023 wieder deutliche Zuwächse. In den Sommermonaten stiegen die Einlagenbestände um jeweils rund drei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.


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Dieser Anstieg entspricht dem Durchschnitt der letzten zwei Jahrzehnte und wird durch steigende Löhne, Gehaltszuwächse sowie eine nachlassende Inflation begünstigt.

Zudem beobachten Banker, dass aufgrund der alternden Bevölkerung vermehrt Lebensversicherungen ausgezahlt werden, was ebenfalls zu höheren Einlagen führt. Darüber hinaus werden weniger Kredite für den Immobilienkauf oder Bauvorhaben aufgenommen, wodurch das Geld auf Bankkonten geparkt wird.

Die gesamtdeutschen Einlagen sind seit 2014 um fast 40 Prozent auf 4,7 Billionen Euro gestiegen. Der größte Anteil dieses Geldvermögens liegt traditionell in Bankguthaben, ein Zeichen des konservativen Sparverhaltens der Deutschen.

Wo gibt es die besten Zinsen?

Während einige Banken, insbesondere Direktbanken, attraktive Zinsen von 3,5 Prozent und mehr auf Tagesgeld bieten, sehen Sparkassen und Volksbanken im Vergleich deutlich schlechter aus.

Sparkassen zahlten Anfang September im Schnitt nur zwei Prozent Zinsen, Genossenschaftsbanken 2,2 Prozent. Direktbanken boten ihren Kunden dagegen im Schnitt 2,9 Prozent. Für Festgeld gab es teils ebenfalls über 3,5 Prozent.

Diese Unterschiede hängen stark mit der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zusammen. Nach einer langen Phase der Negativzinsen stiegen die Zinsen seit Sommer 2022 deutlich an, wodurch Banken verstärkt um Einlagen buhlen, um ihre Kreditvergaben zu refinanzieren. Für Banken, die wachsen und viele Kredite vergeben, sind Einlagen eine günstige Refinanzierungsquelle, verglichen mit der Aufnahme von Kapital am Markt.

Bleibt Festgeld attraktiv?

Festgeld hat in den letzten zwei Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Der Anteil von Festgeldern an den Gesamteinlagen ist seit der Zinswende von 21 auf knapp 30 Prozent gestiegen. In absoluten Zahlen beträgt das Festgeldvolumen nun fast 1,4 Billionen Euro. Besonders Sparkassen nutzen Festgeld als Instrument, um zinssensitive Kunden zu binden.

Doch Experten warnen, dass der Boom bei Festgeld bald enden könnte. Aufgrund der Zinssenkungen der EZB verliert Festgeld an Attraktivität, und viele Kunden könnten enttäuscht sein, wenn die auslaufenden Verträge in ein bis zwei Jahren nicht mehr die hohen Zinsen bieten.