Bei den derzeitigen Streiks an Flughäfen entbrennt erneut die Debatte darüber, ob Gewerkschaften zu weit gehen und Eskalationen drohen. Diese Perspektive ist nachvollziehbar, da die Arbeitskämpfe das alltägliche Leben für Hunderttausende beeinflussen: Überquellende Abfalltonnen, beschwerliche Arbeitswege und verschobene Reisen sind alltägliche Folgen. Dennoch greift diese Frage zu kurz, da sie den Blick ausschließlich auf die Gewerkschaften lenkt und die Arbeitgeber aus ihrer Verantwortung entlässt.
Im aktuellen Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes, der 2,6 Millionen Beschäftigte umfasst, fällt die Arbeitgeberseite besonders durch Passivität auf. Während die Gewerkschaftsforderungen als 'nicht finanzierbar' zurückgewiesen werden, fehlen eigene, tragfähige Angebote gänzlich. Kurz vor der dritten Verhandlungsrunde, die diesen Freitag beginnt, haben die Arbeitgeber noch keine konkreten Vorschläge präsentiert. Was bleibt den Gewerkschaften also anderes übrig, als zu Streikmaßnahmen zu greifen, um Bewegung in die festgefahrene Situation zu bringen?