25. November, 2024

Healthcare

Gewalt in der Pflege: Ein Tabu wird gebrochen

Mangelnde Aufmerksamkeit und strukturelle Probleme führen zu Gewalt in Pflegeeinrichtungen.

Gewalt in der Pflege: Ein Tabu wird gebrochen
Eine Untersuchung offenbart, dass ein Viertel der Pflegekräfte zugibt, in den letzten drei Monaten Gewalt angewendet zu haben, ein klares Zeichen für strukturelle Mängel und hohe Stressniveaus im Pflegebereich.

Mangelnde Aufmerksamkeit und strukturelle Probleme

In einer erschütternden Offenbarung berichtet der erfahrene Pfleger Timo Knappe über die alltägliche Gewalt in Pflegeeinrichtungen - ein Thema, das oft im Verborgenen bleibt.

Trotz seiner Rolle in der Entwicklung eines Gewaltpräventionsprojekts erlebte Sander selbst Momente, in denen er die Grenzen des ethisch Vertretbaren überschritt. Diese persönlichen Erfahrungen und die Ergebnisse aus der Forschung beleuchten die dunklen Seiten der Altenpflege.

Ein allgegenwärtiges Problem

Gewalt in der Pflege ist weit verbreitet und kommt in Form von physischer Misshandlung, Vernachlässigung, psychischer Gewalt und sogar Diebstahl vor. Ein Viertel der Pflegekräfte gab an, selbst Gewalt ausgeübt zu haben, während 80% berichteten, Gewalt durch Patienten erlebt zu haben.

Timo Knappe, ein erfahrener Pfleger, berichtet von Übergriffen sowohl von als auch gegen Pflegebedürftige in überlasteten Pflegeeinrichtungen, unterstrichen durch einen drastischen Anstieg der Gewaltanwendung unter Pflegekräften.

Diese Zahlen offenbaren ein tief verwurzeltes Problem, das durch strukturelle Mängel wie Personalnot und mangelnde Schulung in den Einrichtungen noch verstärkt wird.

Die Rolle der Strukturen

Die Forschung zeigt, dass die Strukturen in den Pflegeeinrichtungen Gewalt begünstigen. Die Personalnot steht dabei im Vordergrund. Zu wenig Fachpersonal muss sich um zu viele Patienten kümmern, was zu Überlastung und in manchen Fällen zu gewalttätigen Übergriffen führt.

„Man muss es klar benennen: Jeden Tag kommt es zu Gewalt in Pflegeeinrichtungen“, sagt ein Experte.

Dieser Mangel wird durch eine alternde Gesellschaft weiter verschärft, die einen zunehmenden Bedarf an Pflegekräften verzeichnet.

Das Schweigen brechen

Timo Knappe setzt sich dafür ein, das Schweigen zu brechen und Gewalt in Pflegeeinrichtungen zum Thema zu machen.

Trotz der hohen Gewaltraten wird das Thema in vielen Einrichtungen nicht offen angesprochen, was die Entwicklung effektiver Präventionsmaßnahmen behindert.

Es ist ein Schritt, um das Tabu zu durchbrechen und eine Diskussion über Lösungen anzustoßen, die sowohl die Pflegebedürftigen als auch die Pflegenden schützen.

Vorbeugung und Intervention

Das Präventionsprojekt „PEKo“, an dem Knappe mitarbeitete, entwickelte spezifische Maßnahmen, um Gewalt in Pflegeheimen zu adressieren. Durch Schulungen, die Entwicklung von Handlungsleitlinien und regelmäßige Diskussionen im Team sollen Pflegekräfte besser auf Gewaltsituationen vorbereitet und unterstützt werden. Dieser Ansatz betont die Notwendigkeit einer kulturverändernden Strategie, die von allen Beteiligten getragen wird.

Die hohe Belastung in Pflegeeinrichtungen durch Personalmangel führt vermehrt zu gewalttätigen Vorfällen, die durch eine unzureichende Anzahl von Fachkräften noch verschärft werden.

Gesellschaftliche Verantwortung

Sander betont, dass die Gesellschaft insgesamt eine Verantwortung trägt, gute Pflege zu ermöglichen. Die Vorstellung, dass alle Pflegeeinrichtungen mangelhaft sind, muss überwunden werden.

Stattdessen ist es wichtig, Bedingungen zu schaffen, unter denen ethische Pflege praktiziert werden kann und sowohl die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen als auch das Wohl der Pflegekräfte gewahrt bleiben.