Die Gesundheitspolitik hat sich in den letzten Wochen von einem Randthema zu einem zentralen Punkt im Präsidentschaftswahlkampf entwickelt. Auslöser war zunächst die Aussage von Trump, er habe Pläne zur Ersetzung des Affordable Care Act, bekannt als Obamacare. Dies setzte sich fort bei der Vizepräsidentendebatte am Dienstag in New York.
Der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat JD Vance stellte Trumps frühere Versuche, Obamacare zu kippen, als Erfolg dar und betonte, dass er nicht zu einer Zeit zurückkehren wolle, in der Vorerkrankungen ein Grund für den Ausschluss von Leistungen seien. „Ich glaube, man kann gut argumentieren, dass [Trumps Handlungen] Obamacare gerettet haben“, sagte Vance und fügte hinzu, dass Trump die Programmstruktur in parteiübergreifender Weise gesichert habe.
Diese Aussagen wurden von mehreren Faktenchecks hinterfragt, die betonten, dass Trump während seiner Amtszeit versuchte, das Gesetz zu untergraben und komplett abzuschaffen. Letztlich scheiterte dies nur, weil Mitglieder seiner eigenen Partei, insbesondere der verstorbene Senator John McCain, dagegen stimmten.
Trotz sinkender Einschreibungen während Trumps Amtszeit, sind die Zahlen während der Biden-Administration wieder gestiegen. Derzeit sind mehr als 21 Millionen Menschen in Plänen der Marktplätze des Gesetzes eingeschrieben. Umfragen zeigen eine zunehmende Beliebtheit des Gesetzes, was das Harris-Team als möglichen Nachteil für die Republikaner in der Endphase des Wahlkampfs sieht.
Die Diskussion über die Gesundheitskosten, insbesondere die Preisgestaltung von Insulin, bleibt ein heißes Thema. Vance behauptete, dass die Republikaner den Insulinpreis auf $35 pro Ampulle gesenkt haben. Trump unterzeichnete zwar eine entsprechende Anordnung, doch nur die Biden-Harris-Administration hat sie verbindlich für Senioren gemacht.
Vance lobte außerdem Trumps Transparenzregeln für Krankenhauspreise, obwohl unklar bleibt, welchen Einfluss diese auf die Gesamtkosten haben werden.
Auf der Debatte im September hatte Trump angekündigt, Obamacare durch eine bessere und günstigere Alternative zu ersetzen, ohne konkrete Details zu nennen. Vance verteidigte seine Aussagen, dass ein detaillierter Plan auf der Bühne langweilig wäre und nichts bedeuten würde. Später schlug Vance vor, Versicherungen mehr Macht zur Differenzierung von Patienten mit chronischen Erkrankungen zu geben, was sofort Bedenken über höhere Kosten für Vorerkrankungen weckte.
Die Harris-Kampagne kündigte an, in den kommenden Wochen eine Reihe von gesundheitsbezogenen Anzeigen zu schalten, um das Thema weiter in den Vordergrund zu rücken.