Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) haben bis Ende September 2023 ein Defizit von 967 Millionen Euro verzeichnet. Während das Gesundheitsministerium die Lage als stabilisiert darstellt, warnt der GKV-Spitzenverband vor drohenden Mehrbelastungen und steigenden Beiträgen für Versicherte.
Defizit trotz Stabilisierungsgesetz
Das Bundesgesundheitsministerium hat mit einem Gesetz zur Stabilisierung der GKV-Finanzen versucht, eine noch größere Finanzlücke zu verhindern. Ohne diese Maßnahmen, so Ressortchef Karl Lauterbach (SPD), hätte das Minus bis zu 17 Milliarden Euro betragen können.
Dennoch sind die Zahlen alarmierend: Einnahmen von 227,2 Milliarden Euro standen Ausgaben von 228,1 Milliarden Euro gegenüber – unter anderem verursacht durch Abführungen aus den Kassenreserven in Höhe von 1,9 Milliarden Euro.
„Unser Ziel bleibt es, die Qualität der medizinischen Versorgung zu sichern, ohne die Leistungen für die Bürger zu kürzen“, erklärte Lauterbach.
Der GKV-Spitzenverband sieht die Situation jedoch weniger optimistisch. Das aktuelle Defizit sei ein deutliches Signal, dass die finanzielle Lage der Kassen angespannt bleibe.
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Zusatzbeiträge steigen weiter
Für 2024 hat das Bundesgesundheitsministerium bereits einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 1,7 Prozent angekündigt, nachdem er zuletzt im Schnitt bei 1,51 Prozent lag.
Dieser Beitrag kommt zusätzlich zum allgemeinen Satz von 14,6 Prozent des Bruttolohns, den Arbeitgeber und Arbeitnehmer je zur Hälfte tragen. Die genaue Höhe des Zusatzbeitrags legen die Krankenkassen selbst fest, was zu deutlichen Schwankungen führen kann.
„Die 73 Millionen gesetzlich Versicherten und ihre Arbeitgeber sind diejenigen, die letztlich für die Defizite und steigenden Kosten aufkommen müssen“, kritisierte ein Sprecher des GKV-Spitzenverbandes.
Kritik an fehlenden Reformen
Ein weiterer Belastungsfaktor könnte die stockende Krankenhausreform werden. Der GKV-Spitzenverband befürchtet, dass Bund und Länder die finanziellen Engpässe der Kliniken auf die gesetzlichen Kassen abwälzen könnten. Dies würde die ohnehin angeschlagene Finanzlage der GKV weiter verschärfen.
Auch die angekündigte Rückkehr zur telefonischen Krankschreibung, die Patienten mehr Flexibilität bietet, könnte langfristig zu höheren Kosten führen. Der GKV-Spitzenverband fordert daher dringend eine nachhaltige Reform des Systems, um die Finanzstabilität langfristig zu gewährleisten.