16. September, 2024

Technologie

Gerichtsurteil stärkt Googles Vormachtstellung: Monopolvorwürfe und mögliche Konsequenzen

Gerichtsurteil stärkt Googles Vormachtstellung: Monopolvorwürfe und mögliche Konsequenzen

Ein kürzliches Gerichtsurteil in den USA bestätigt: Alphabet, die Muttergesellschaft von Google, besitzt zwei Monopole – eines in der allgemeinen Internetsuche und eines in der Text-Suchanzeigen. Diese dominierende Position verdankt Google hauptsächlich der überlegenen Qualität seiner Suchmaschine. Das Kernstück von Google Search, welches das dominierende Suchprodukt mit einem Marktanteil, der den nächsten Konkurrenten Bing (Microsoft) um das Zehnfache übertrifft, ist ein komplexer Prozess namens Retrieval und Ranking. Google setzt Programme, sogenannte Crawler, ein, um das Internet zu durchsuchen und einen riesigen Datenbestand zu erstellen, relevante Ergebnisse zu filtern, ihnen Relevanz-Scores zu vergeben und diese geordnet anzuzeigen. Diese technische Überlegenheit machte Google nicht nur zum Marktführer, sondern auch zum Standard und einem unverzichtbaren Bestandteil des Internets. Die marktbeherrschende Stellung von Google bringt viele Vorteile mit sich. Das Unternehmen sammelt beträchtliche Datenmengen über das Nutzerverhalten, was die Suchergebnisse weiter verbessert. Zudem kann Google höhere Werbepreise verlangen und die wachsenden Kosten der fortlaufenden Indexierung des Internets besser stemmen. Dies alles führte dazu, dass Google im Laufe der Jahre nicht nur technologisch, sondern auch wirtschaftlich immer stärker wurde. Doch die jüngste Gerichtsverhandlung und das Urteil von Richter Amit Mehta werfen ein neues Licht auf die Geschäftspraktiken von Google. Apple, ein enger Partner von Google, wird maßgeblich von dessen Suchmaschine profitieren. Zeugenaussagen während des Prozesses offenbarten, dass Google im Jahr 2021 stolze 26,3 Milliarden US-Dollar an „Traffic Acquisition Costs“ zahlte, wobei etwa 20 Milliarden US-Dollar an Apple gingen. Google's Verzicht auf die Werbung für den eigenen Browser Chrome bei Apple-Nutzern ist ein weiteres Beispiel für die strategische Zusammenarbeit der beiden Technologieriesen. Microsoft sieht dies hingegen anders und argumentiert, dass die bestehenden Default-Verträge von Google einen „Teufelskreis“ zementieren, der Konkurrenten wie Bing benachteiligt. Microsofts CEO Satya Nadella meinte, dass Bing als Standard-Suchmaschine auf Apple-Geräten ein „Game Changer“ wäre. Der Gerichtsbeschluss könnte Google zwingen, tiefgreifende Änderungen vorzunehmen. Dabei wird insbesondere die Möglichkeit einer Zerschlagung des Unternehmens durch Zwangsverkäufe von Unternehmensbereichen diskutiert. Wahrscheinlicher ist jedoch ein Verbot oder eine Anpassung der Default-Verträge, was Microsoft die Chance geben könnte, sich als Standardsuchmaschine bei Partnern von Google zu etablieren. Abgesehen von diesen strukturellen Änderungen könnte auch die Öffnung von Googles Datenbank via API-basierten Lizenzvereinbarungen in Erwägung gezogen werden. Dies würde den Wettbewerb fördern, indem es anderen Unternehmen den Zugang zu Googles hochwertigen Daten ermöglicht. Ein ähnliches Modell wird bereits von Bing mit DuckDuckGo und Yahoo praktiziert. Ironischerweise könnte das Vorgehen gegen Google eine ähnliche Richtung einschlagen wie einst gegen Microsoft: Transparenzpflichten und die Zulassung von mehr Drittanbieteranwendungen. Gerade jetzt, wo die Suche durch generative KI-Technologien revolutioniert wird, steht das Gericht vor der Herausforderung, einen Kampf der letzten Generation zu führen.