Die geplante Fusion von Kroger und Albertsons, einem der größten Zusammenschlüsse in der US-Einzelhandelsgeschichte, ist gescheitert. Innerhalb weniger Stunden entschieden sowohl Bundes- als auch Landesgerichte zugunsten der US-amerikanischen Kartellbehörde FTC und blockierten die Übernahme. Diese Entscheidung warf die ehemals verbündeten Unternehmen umgehend in ein juristisches Gefecht: Albertsons verklagt Kroger nun wegen unzureichender Bemühungen zur Erlangung regulatorischer Genehmigungen. Sollte der Deal zustande gekommen sein, wäre ein gewaltiger Lebensmittelriese mit 5.000 Supermärkten, 4.000 Apotheken und 700.000 Mitarbeitern entstanden. Von Anfang an stieß die Fusion jedoch aufgrund kartellrechtlicher Bedenken auf Widerstände. Kritiker argumentierten, der Zusammenschluss würde den Wettbewerb einschränken, Preise in die Höhe treiben und die Verhandlungsposition der Gewerkschaften schwächen. Doch die Aufregung verfehlt möglicherweise die eigentlichen Marktbedingungen. Die FTC sieht Supermärkte als All-in-One Anlaufstellen. John Mayo von der Georgetown University kritisiert, diese Ansicht beschränke sich auf einen künstlich geschaffenen Markt. Denn Supermärkte wie Kroger und Albertsons konkurrieren in Wirklichkeit mit einer Vielzahl anderer Anbieter – darunter große Einzelhändler wie Walmart und Costco, Discounter wie Aldi sowie Online-Händler wie Amazon. Laut Euromonitor-Daten beläuft sich der kombinierte Marktanteil der beiden Firmen auf lediglich 11 %, während Walmart mit 25 % dominiert. Kroger, das im Wettbewerb gegen den Giganten Walmart steht, sieht seine Hauptkonkurrenz nicht in Albertsons. Zudem zeigt sich, dass amerikanische Verbraucher ihren Einkaufsgewohnheiten gegenüber zunehmend flexibel sind. Viele verzichten auf Markentreue und wechseln aus Preisgründen die Einkaufsstätte. Die geplante Fusion löste dabei auch eine Diskussion über die Lebenshaltungskosten in den USA aus. Tatsächlich lässt sich kein systematisches Abkassieren durch Supermärkte feststellen: Die Gewinnmargen von Kroger und Albertsons liegen bei bescheidenen 2,5 % bzw. 1,6 %. Dennoch bleibt abzuwarten, wie Albertsons die eigenen Herausforderungen meistert. Ohne die Fusion stehen mögliche Filialschließungen und Personalabbau im Raum, und womöglich muss sich das Unternehmen künftig einen neuen Käufer suchen.