Die Berichtssaison neigt sich dem Ende zu, und der deutsche Aktienmarkt wendet sich zunehmend den geopolitischen Spannungen sowie der wirtschaftlichen Lage und den Zinsaussichten zu. Insbesondere die Eskalationen in der Ukraine sind besorgniserregend, nachdem Meldungen über den Einsatz britischer Marschflugkörper durch die Ukraine und die mutmaßliche Entsendung einer Interkontinentalrakete durch Russland kursierten. Diese Entwicklungen lassen die Anleger wachsam bleiben.
Während an den US-Börsen Optimismus durch die neue US-Politik von Donald Trump herrscht, begegnen deutsche Anleger den möglicherweise aufkommenden Zollschranken der USA mit Vorsicht. Marktkenner erwarten, dass Trumps Wirtschaftspolitik die Gewinne der US-Unternehmen ansteigen lassen könnte, während in Deutschland angesichts des Fehlens solcher Impulse weitere Konsolidierungen wahrscheinlich sind.
Der politische Neustart in Deutschland, nach dem Ende der Ampel-Koalition, könnte der Wirtschaft einen neuen Impuls geben, so der Experte Max Hanisch von der Weberbank. Er hofft auf Handlungsfähigkeit bei der Lösung von drängenden Themen wie der Energiekrise und auf Investitionen in Infrastrukturprojekte, die langfristiges Wachstum fördern könnten. Dennoch dominiert aktuell noch eine trübe Stimmung, konstatiert Ulrich Kater, Chefökonom der Dekabank.
Auch Analysten wie Martin Hartmann von der Commerzbank erwarten, dass die Europäische Zentralbank ihren expansiven Kurs fortführen und möglicherweise im Dezember die Zinsen senken wird. Divergierende Meinungen innerhalb der EZB-Führung verdeutlichen die Spannungen in der Geldpolitik. Zahlreiche Statements von EZB-Vertretern sowie frische Inflationsdaten für Deutschland und die Eurozone stehen im Fokus und könnten die Richtung der zukünftigen Wirtschaftspolitik beeinflussen.
Das Ifo-Geschäftsklima und das GfK-Konsumklima rücken weitere deutsche Wirtschaftsindikatoren ins Rampenlicht der kommenden Woche. In den USA sind das Verbrauchervertrauen, das Protokoll zur letzten Fed-Sitzung und weitere wirtschaftliche Daten für Aufmerksamkeit gut. Unternehmensseitig runden Berichte der Immobilienunternehmen Aroundtown und Adler Group sowie Informationen der Deutschen Beteiligungs AG und Rational das Bild einer erneut dynamischen Börsenwoche ab.