General Motors (GM) hat eine strategische Neuausrichtung beschlossen und wird sich in Zukunft verstärkt auf die Entwicklung autonomer Fahrtechnologien für private Fahrzeuge konzentrieren. Dies kündigte das Unternehmen am späten Dienstagnachmittag an. GM-Sprecher Kevin Kelly betonte gegenüber der Detroit Free Press, dass das Unternehmen größere Geschäftsmöglichkeiten im Bereich der persönlichen Fahrzeugautonomie sieht, anstatt in eine Robotaxi-Flotte zu investieren, welche ursprünglich von der in San Francisco ansässigen Tochtergesellschaft Cruise entwickelt werden sollte.
Cruise, an dem GM die Mehrheit hält, wird mit den technischen Teams von GM zu einer gemeinsamen Einheit zusammengeführt, um autonomes sowie assistiertes Fahren in Privatfahrzeugen voranzutreiben. Damit einhergehend wird GM die Finanzierung von Cruises Robotaxi-Entwicklung einstellen, da zur Skalierung erhebliche Zeit und Ressourcen notwendig wären und der Wettbewerb in diesem Markt stetig wächst.
CEO Mary Barra erklärte, dass GM bestrebt sei, den Kunden erstklassige Fahrerlebnisse zu bieten und dabei diszipliniert sowie kapitalgerecht vorzugehen. Die Integration der Teams von Cruise in Verbindung mit den starken Marken und der Produktionskraft von GM soll die Transportvision des Unternehmens weiter voranbringen.
Diese Entscheidung folgt auf eine Phase intensiver Bemühungen von GM, Wall Street von Cruises Fortschritten im Bereich der fahrerlosen Robotaxis zu überzeugen. Nach einem Vorfall im vergangenen Oktober in San Francisco, bei dem eine Fußgängerin schwer verletzt wurde, hatte Cruise alle Dienste vorübergehend eingestellt. Im Mai dieses Jahres wurde der Betrieb von überwachten autonomen Fahrten in Phoenix wieder aufgenommen, und bis Juni war Cruise auch in Dallas und Houston aktiv.
Obwohl GM jährlich etwa 2 Milliarden US-Dollar in Cruise investiert hat, konnte das Unternehmen bislang keinen Ertrag aus seiner Investition seit dem Kauf von Cruise im Jahr 2016 erzielen. Durch die Umstrukturierung erwartet GM, seine Ausgaben nach Umsetzung der Pläne, die bis zur ersten Hälfte des Jahres 2025 abgeschlossen sein sollen, um mehr als 1 Milliarde US-Dollar jährlich zu senken.
Finanzvorstand Paul Jacobson informierte Investoren, dass GM, das etwa 90 Prozent von Cruise besitzt, Vereinbarungen mit anderen Minderheitsaktionären getroffen hat, um deren Anteile zu kaufen und den GM-Anteil auf über 97 Prozent zu erhöhen. Die restlichen Anteile sollen im nächsten Jahr erworben werden.
GM plant, mit Cruises CEO Marc Whitten, CTO Mo Elshenawy und Präsident Craig Glidden zusammenzuarbeiten, um die Neustrukturierung voranzutreiben. Barra erklärte, dass diese Maßnahmen an den Rückkauf der Anteile und die Genehmigung durch den Cruise-Vorstand gebunden sind. Details zur Anzahl der Cruise-Mitarbeiter, die zu GM wechseln werden, stehen noch aus, doch Jacobson deutete an, dass dieser Schritt lange in Erwägung gezogen wurde.