23. November, 2024

Finanzen

Gender-Gebühren: Frauen zahlen drauf bei Fonds

Studie offenbart: Weibliche Kunden erleiden systematisch höhere Gebühren und seltener Rabatte in der Finanzberatung.

Gender-Gebühren: Frauen zahlen drauf bei Fonds
Eine kürzlich durchgeführte Studie wirft einen kritischen Blick auf die Finanzberatungspraktiken in Deutschland und zeigt, dass Frauen durchweg schlechter gestellt werden als Männer. Höhere Gebühren, seltener Rabatte – die Beweise sind erdrückend.

Guter Rat ist teuer, schlechter noch teurer. Dieses Sprichwort erhält eine neue Dimension, wenn es um die Finanzberatung in Deutschland geht. Besonders betroffen: Frauen.

Eine aktuelle Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim wirft ein Schlaglicht auf eine beunruhigende Ungleichheit: Frauen zahlen systematisch mehr für Finanzprodukte und erhalten seltener Rabatte als ihre männlichen Pendants.

Die Kosten der Beratung

Die Untersuchung, die fast 27.000 Beratungsgespräche bei einer großen deutschen Bank analysierte, zeigte, dass Frauen durchschnittlich höhere Gebühren für Investmentfonds aufgebrummt bekamen.

Die Forscher fanden heraus, dass die einmaligen Ausgabeaufschläge und die laufenden Kosten für die von Frauen gewählten Fonds häufig über dem Durchschnitt lagen. Diese Kostendifferenz summiert sich schnell auf tausende Euro, besonders wenn man bedenkt, dass Frauen tendenziell längerfristige Anlagehorizonte haben.

Warum dieser Unterschied?

Die Studie identifizierte mehrere Faktoren, die zu dieser Schieflage beitragen könnten. Ein Hauptgrund ist, dass Finanzberater – überwiegend Männer – Frauen oftmals geringere finanzielle Kompetenz unterstellen.

Die Annahme führt dazu, dass Frauen weniger aggressiv um bessere Konditionen verhandeln oder gar nicht erst über die Möglichkeit von Rabatten informiert werden. Hinzu kommt, dass Frauen seltener direkt nach Rabatten fragen, was die Diskrepanz weiter verstärkt.

Die Rolle des Geschlechts in der Finanzberatung

Die Forscher nutzten die Daten aus dem „Securities Trading Act“, der Finanzberater verpflichtet, ihre Beratungsgespräche detailliert zu protokollieren. Durch diese Protokolle konnten die Wissenschaftler nicht nur die Beratungsqualität, sondern auch die Kostenstrukturen genau analysieren. Die Ergebnisse sind eindeutig: Frauen werden systematisch schlechter beraten.

Experimente und Wahrnehmung

In ergänzenden Experimenten bewerteten Berater die finanzielle Kompetenz anhand von Kundenprofilen. Hier zeigte sich, dass Berater dazu neigen, Frauen als weniger sachkundig einzuschätzen. Diese Voreingenommenheit beeinflusst, wie Berater ihre Produkte anbieten und welche Gebühren sie in Rechnung stellen.

Die Studie macht deutlich, dass die Finanzberatung dringend einen Paradigmenwechsel benötigt. Es ist nicht nur eine Frage der Fairness und Gleichberechtigung, sondern auch eine der Integrität der Finanzbranche.

Kunden sollten unabhängig von Geschlecht oder anderen demografischen Merkmalen gleich behandelt werden. Dafür müssen Berater geschult und sensibilisiert werden, Vorurteile abzubauen und ihre Beratungspraxis zu überdenken.

Was können Kundinnen tun?

Frauen sind aufgerufen, sich stärker mit finanziellen Themen auseinanderzusetzen und mehr Selbstbewusstsein in Beratungsgesprächen zu entwickeln. Das Wissen um die eigenen finanziellen Rechte und Möglichkeiten ist der erste Schritt zur Vermeidung von Übervorteilung.

Zudem sollten Kundinnen nicht zögern, Rabatte einzufordern und kritisch nach den Kosten der empfohlenen Finanzprodukte zu fragen.