BYD setzt Zulieferer unter Druck
Eine kürzlich geleakte E-Mail zeigt, wie ernst es BYD mit seiner Marktstrategie meint. Der führende Hersteller von Elektrofahrzeugen fordert von seinen Zulieferern eine Preissenkung um zehn Prozent – und das bereits ab Januar 2025.
Dieses Schreiben, das in den chinesischen sozialen Medien kursiert, legt den Finger in eine offene Wunde: Der Preiskrieg im chinesischen Automarkt spitzt sich weiter zu.
Die E-Mail wurde zwar nicht offiziell bestätigt, doch Li Yunfei, Marken- und PR-Leiter bei BYD, bezeichnete die jährlichen Preisverhandlungen als „gängige Praxis“. Auf der Plattform Weibo erklärte er:
„Wir setzen auf skalierte Großkäufe und fordern von den Lieferanten Preisreduzierungen. Dies ist keine zwingende Forderung, sondern ein Ziel, das gemeinsam verhandelt werden kann.“
BYDs Erfolg auf Kosten anderer
BYD, das im Jahr 2023 über drei Millionen Fahrzeuge verkaufte und damit einen Zuwachs von fast 62 Prozent erzielte, hat sich durch aggressive Preisstrategien eine führende Position erkämpft.
Bereits zu Beginn des Jahres sorgte der Konzern mit Preissenkungen für Unruhe und setzte kleinere Wettbewerber unter erheblichen Druck. Diese Strategie zahlt sich aus – zumindest für BYD: Das Unternehmen gewann Marktanteile, während kleinere Hersteller zunehmend in Existenznöte gerieten.
Doch die Taktik hat auch Schattenseiten. Der Druck auf Zulieferer und kleinere Hersteller gefährdet die Diversität des Marktes. „Ein Preiskrieg in diesem Ausmaß führt langfristig zu einer Marktbereinigung“, warnt ein Branchenexperte. „Kleinere Unternehmen werden entweder gezwungen, ihre Produktionskosten zu senken, oder sie verschwinden vom Markt.“
Ein dynamischer Markt in der Zerreißprobe
Der chinesische Automarkt, der größte der Welt, ist seit Jahren ein Brennpunkt für Innovationen – aber auch für Konkurrenzdruck. Der Wettbewerb wird zunehmend von großen Playern wie BYD und Tesla dominiert. Diese Konzerne profitieren von Skaleneffekten, während kleinere Hersteller kaum mithalten können.
Ein weiterer Faktor ist die geopolitische Dimension. Chinesische Hersteller wie BYD setzen auf Expansion – nicht nur auf heimischem Boden, sondern auch in Europa. Die Preiskämpfe auf dem Heimatmarkt zwingen Zulieferer, günstiger zu produzieren, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt erhöht.
Was bedeutet das für den Markt?
Der geleakte Brief zeigt deutlich, dass der Preiskrieg in eine neue Phase eintritt. Für BYD scheint die Strategie klar: aggressives Wachstum um jeden Preis. Doch das könnte nicht nur kleinere Hersteller, sondern auch Zulieferer in Schwierigkeiten bringen. Der Druck auf die gesamte Wertschöpfungskette steigt – und mit ihm die Gefahr einer Marktbereinigung.