31. März, 2025

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Geld, Symbolik – kein Händedruck: Baerbocks heikler Besuch in Damaskus

Deutschlands Außenministerin eröffnet die Botschaft in Syrien, spricht Menschenrechtsverletzungen an – und übergibt erneut Millionen. Doch die Islamisten an der Macht demonstrieren demonstrative Distanz. Was steht auf dem Spiel?

Geld, Symbolik – kein Händedruck: Baerbocks heikler Besuch in Damaskus
Trotz offizieller Gespräche und millionenschwerer Hilfszusagen verweigerte Syriens Machthaber Ahmed al-Scharaa Annalena Baerbock zum zweiten Mal den Handschlag – ein diplomatischer Affront mit Ansage.

Deutschland kehrt diplomatisch zurück

Mit 2,5 Millionen Euro im Gepäck und einem symbolisch aufgeladenen Satz trat Annalena Baerbock in Damaskus vor die Kameras: „Deutschland ist zurück.“

Nach 13 Jahren Funkstille, Bürgerkrieg und Massakern ist die Bundesrepublik offiziell wieder mit einer Botschaft in Syrien präsent – und das ausgerechnet unter einem Regime, das aktuell selbst schwerer Kriegsverbrechen beschuldigt wird.

Was die deutsche Außenministerin dort erwartete, war eine Mischung aus Pragmatismus, diplomatischer Härte – und demonstrativem Desinteresse.

Kein Handschlag, keine Nähe

Schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate verweigert Syriens faktischer Machthaber Ahmed al-Scharaa Baerbock den Handschlag. Und nicht nur ihr: Auch Armin Laschet, als Vertreter des Europarats an ihrer Seite, blieb außen vor. Keine Gesten, keine gemeinsame Bilder mit Symbolkraft – eine absichtsvolle Demütigung?

Für Baerbock ist der diplomatische Affront kein Thema in ihren Statements. Sie spricht lieber über Zukunft, über Teilhabe und über Menschenrechte. Doch dass die symbolische Zurückweisung kein Zufall war, ist offensichtlich.

Wer keine Hand reicht, will keine Beziehung auf Augenhöhe. Und wer zwei Mal dieselbe Geste verweigert, sendet eine klare Botschaft: Ihr Geld nehmen wir – euren Einfluss nicht.

Bei der Wiedereröffnung der deutschen Botschaft in Damaskus bleibt die symbolische Anerkennung durch das Regime aus – Baerbocks Appelle prallen an einem kalkulierten Desinteresse ab.

Millionen für Weißhelme – und ein schwerer Vorwurf

Inhaltlich bringt Baerbock erneut Unterstützung mit: 2,5 Millionen Euro für die syrischen „Weißhelme“, die sich selbst als zivile Rettungsorganisation verstehen – international bejubelt, in Teilen der Region und durch einige westliche Stimmen jedoch auch umstritten.

Der Vorwurf: Kontakte und Zusammenarbeit mit radikalislamistischen Milizen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Bundesregierung Millionen überweist. Schon im Januar hatte Baerbock Syrien 60 Millionen Euro an humanitärer Hilfe zugesagt – ebenfalls ohne diplomatische Annäherung auf persönlicher Ebene. Damals wie heute lautet die Botschaft: Hilfe trotz Ideologie.

Die politische Rechnung dahinter: Wer Verantwortung zeigt, gewinnt internationale Glaubwürdigkeit. Doch wie viel politisches Kapital bleibt, wenn symbolisch jede Brücke verweigert wird?

Feministische Außenpolitik trifft Realpolitik

Baerbock, die einst mit ihrer „feministischen Außenpolitik“ angetreten war, hielt in Damaskus daran fest. Sie sprach von Teilhabe – „gerade auch von Frauen“ – als Maßstab für Stabilität. Ein Satz mit Substanz, aber auch mit kalkuliertem Wirkungspotenzial.

Doch wie viel dieser Agenda bleibt übrig, wenn man sich gleichzeitig mit Regimen ins Gespräch begibt, die systematisch Frauen unterdrücken, Andersdenkende verfolgen und ethnische Minderheiten massakrieren?

Erst vor zwei Wochen berichteten Menschenrechtsorganisationen von über 1.300 getöteten Alawiten durch Truppen, die dem neuen Regime loyal sein sollen – eine Bevölkerungsgruppe, der auch der frühere Präsident Bashar al-Assad entstammt.

Baerbock sprach die Gräueltaten zwar an – aber diplomatisch verpackt. Die Zukunft Syriens stehe „auf Messers Schneide“, sagte sie, und mahnte, Extremisten müssten „unter Kontrolle gebracht“ werden. Klare Worte? Eher der Versuch, zwischen humanitärem Anspruch und geopolitischem Realismus zu balancieren.

Deutschland in der neuen Weltordnung: dabei, aber nicht gehört?

Baerbocks Reise zeigt die neuen Grenzen deutscher Außenpolitik. Der Westen kann nicht mehr ignorieren, dass autoritäre Akteure die Realität in vielen Regionen bestimmen. Und doch bleibt unklar, was Deutschlands Einfluss dort noch bewirken kann – außer, dass es zahlt und hofft, damit noch gehört zu werden.

Der demonstrative Handschlag-Entzug ist deshalb mehr als schlechte Etikette. Er ist Ausdruck eines Machtverhältnisses: Deutschland will mitgestalten, doch Syrien zeigt offen, dass es sich nicht vorschreiben lassen will, wie.

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