Verhandlungen über die Freilassung der im Gazastreifen verschleppten Geiseln geben Anlass zur Hoffnung. Eine mit den Gesprächen vertraute Person gab an, dass mindestens 50 Frauen und Kinder freigelassen werden sollen und eine Feuerpause von drei bis fünf Tagen vereinbart werden könnte. Sogar US-Präsident Joe Biden äußerte sich 'leicht hoffnungsvoll' über eine mögliche Befreiung der Geiseln. Der UN-Sicherheitsrat hat Israel in einem überraschend einstimmigen Votum aufgefordert, mehrtägige Feuerpausen einzulegen.
Am 7. Oktober griffen Kämpfer der Terrororganisation Hamas Israel an und töteten dabei etwa 1200 Menschen. Gleichzeitig wurden etwa 240 Menschen als Geiseln genommen. Als Reaktion begann Israel mit Luftangriffen und startete Ende Oktober eine Bodenoffensive im Gazastreifen. Laut palästinensischen Angaben wurden dabei mehr als zehntausend Menschen getötet.
Die Versorgungslage im Gazastreifen ist laut den Vereinten Nationen katastrophal. Israel steht auch international aufgrund seines Vorgehens unter Druck, insbesondere nach einem Angriff auf das größte Krankenhaus in der Region, das Schifa-Klinikum. Dort wurden laut israelischen Angaben Waffen, Computer und militärische Ausrüstung gefunden. Die Bedeutung dieser Funde blieb jedoch zunächst unklar. Informationen aus der Kriegszone lassen sich ohnehin selten unabhängig überprüfen.
Trotz der heftigen Kämpfe wird derzeit über die Freilassung der Geiseln verhandelt. Dabei geht es auch um eine verstärkte Hilfslieferung in den Gazastreifen sowie die Freilassung einer unbestimmten Anzahl von Frauen und Minderjährigen aus israelischen Gefängnissen. Die Hamas, die im Gazastreifen die Macht hat, hat diesen Punkten grundsätzlich zugestimmt.
Auch aus ägyptischen Sicherheitskreisen wurde bestätigt, dass die Hamas einer mehrtägigen Feuerpause und der Freilassung von 50 Frauen und Kindern zugestimmt hat. Im Gegenzug sollen 75 palästinensische Frauen und Kinder freigelassen werden. Zudem soll die Lieferung von Hilfsgütern für den Gazastreifen auf 200 Lastwagenladungen täglich erhöht werden und es soll täglich Treibstoff eingeführt werden können.
US-Präsident Biden äußerte sich zuversichtlich, dass die Geiseln freigelassen werden und es eine ausreichend lange Feuerpause geben wird, um dies zu ermöglichen. Er sprach von einer Zusammenarbeit mit Katar.
Es wurde bekannt, dass die Hamas zehn Monate alte Geiseln in ihrer Gewalt hat, insgesamt soll es sich um 32 Kinder handeln. Eine schwangere Frau soll während der Geiselnahme ihr Kind zur Welt gebracht haben. Diese Informationen lassen darauf schließen, dass Israel möglicherweise mehr über das Schicksal der Gefangenen weiß, als bislang öffentlich bekannt.
Zum ersten Mal seit langer Zeit hat es der UN-Sicherheitsrat geschafft, eine Resolution zum Nahost-Konflikt zu verabschieden. In der von Malta eingebrachten Resolution wurden 'dringende und umfangreiche humanitäre Pausen und Korridore im gesamten Gazastreifen für eine ausreichende Anzahl von Tagen' gefordert, um humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Die USA verzichteten auf ihr Veto und enthielten sich, ebenso wie Russland und Großbritannien. Deutschland ist derzeit nicht Mitglied des Sicherheitsrates.
Israel lehnt längere humanitäre Feuerpausen ab, solange die Geiseln noch in der Gewalt der Hamas sind. Das Außenministerium forderte den Weltsicherheitsrat und die internationale Gemeinschaft auf, die Freilassung aller israelischen Geiseln zu fordern, wie es in der Resolution festgelegt ist.
Die israelische Armee übernahm die 'operative Kontrolle' über den Hafen der Stadt Gaza im nördlichen Gazastreifen, der zuvor von der Hamas kontrolliert wurde. Die Übernahme wurde von örtlichen Quellen bestätigt. Die Armee bombardierte auch das Haus des Hamas-Chefs Ismail Hanija im Gazastreifen, das jedoch leer war, wie aus Hamas-Kreisen verlautete.
Die israelische Armee forderte erneut Zivilisten in verschiedenen Vierteln der umkämpften Stadt Gaza auf, zu fliehen, und setzte eine Frist bis zum Nachmittag. Ähnliche Aufrufe gab es bereits seit Wochen, und Hunderttausende sind bereits vom Norden in den Süden des Küstenstreifens geflohen. Dennoch kam es auch dort zu mehreren israelischen Luftangriffen.
Israel griff erneut aus der Luft Ziele der schiitischen Hisbollah-Miliz im Grenzgebiet zum Libanon an. Laut Angaben der Armee handelte es sich um eine Reaktion auf Beschuss von dort.
Deutschland ist der größte Geber humanitärer Hilfe für den Gazastreifen, wie die deutsche Botschafterin bei den Vereinten Nationen in Genf, Katharina Stasch, bekannt gab. Sie bezeichnete die Lage in der Küstenregion als dramatisch.
Etliche unabhängige Berichterstatter der Vereinten Nationen warnten in Genf vor einem Völkermord im Gazastreifen. Sie verwiesen dabei auf die israelischen Bombardierungen und die Abriegelung des Küstenstreifens nach dem Überfall der Hamas.
EU-Außenbeauftragte Josep Borrell forderte bei Gesprächen in Israel eindringlich, mehr zum Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu tun. Er betonte, dass 'ein Horror keinen anderen rechtfertigt'. In den vergangenen Wochen seien unschuldige Zivilisten ums Leben gekommen, darunter auch Tausende Kinder. Er könne die Wut über die Taten der Hamas-Terroristen verstehen, aber er bat darum, sich nicht von Wut auffressen zu lassen.