31. März, 2025

Politik

Geheimplan im Gruppenchat – und ein Journalist liest mit

Ein Reporter von The Atlantic landet versehentlich in einer Chatgruppe, in der Trumps Minister über einen Militärschlag gegen die Huthi sprechen. Jetzt ermittelt Washington – und selbst Republikaner verlangen Konsequenzen.

Geheimplan im Gruppenchat – und ein Journalist liest mit
Signal-App auf Regierungshandys: Obwohl nicht für vertrauliche Kommunikation zugelassen, nutzten Trumps Minister den Messenger offenbar für die Abstimmung eines Militärschlags – inklusive Taktik und Pressearbeit.

Ein falscher Klick mit echten Folgen

Wer hätte gedacht, dass ein US-Militärschlag fast von einem Journalisten live mitverfolgt wird – und das nicht durch einen Leak, sondern durch eine Einladung in einen Gruppenchat?

Genau das ist passiert. Jeffrey Goldberg, Chefredakteur von The Atlantic, war plötzlich Teil eines Signal-Chats, in dem ranghohe Mitglieder der Trump-Regierung über einen geplanten Angriff auf die Huthi im Jemen diskutierten. Ort des Geschehens: kein Sitzungssaal, sondern die Messenger-App Signal.

Taktik, Zeitplan – alles im Chat

Goldberg wurde nicht nur stiller Mitleser. Er dokumentierte minutiös, was in der Gruppe vor sich ging: Strategien, Kommunikationslinien, konkrete Abläufe für den Angriff.

Dabei nennt er Namen: Verteidigungsminister Pete Hegseth, Außenminister Marco Rubio, Vizepräsident J.D. Vance – allesamt dabei. Die Gespräche reichten von militärischer Planung bis zur Frage, wie man die mediale Reaktion steuern wolle. Das Pikante daran: Signal ist für diesen Zweck überhaupt nicht zugelassen.

Demokraten wittern Staatsversagen

Jack Reed, demokratischer Senator und Militärexperte, nennt den Vorfall „eine der ungeheuerlichsten Sicherheitslücken, die ich je erlebt habe“. Er fordert Aufklärung – schnell und umfassend. Auch der demokratische Fraktionschef Chuck Schumer spricht von „amateurhaftem Verhalten“.

Jeffrey Goldberg, Chefredakteur von „The Atlantic“: Durch eine simple Fehlbedienung wurde der Journalist Teil einer vertraulichen Chatgruppe – und legte mit seinem Artikel eine der peinlichsten Sicherheitslücken der US-Regierung offen.

Und Hillary Clinton nutzt die Gelegenheit für einen Seitenhieb. Auf X schreibt sie trocken: „Das soll wohl ein Scherz sein.“ Eine ironische Anspielung auf Trumps Angriffe gegen sie im Jahr 2016, als er ihr wegen privater E-Mail-Kommunikation Sicherheitsversagen vorwarf.

Verteidigungsminister unter Druck

Pete Hegseth wiegelt ab. Am Flughafen in Hawaii spricht er von „Fake News“ und „Lügenjournalismus“. Kriegspläne seien nie getextet worden. Statt zu erklären, beschimpft er den Journalisten – ganz im Stil der Trump-Administration.

Dabei widerspricht ihm der eigene Sicherheitsrat: Der Sprecher Brian Hughes bestätigt, der Chat sei sehr wahrscheinlich echt. Man werde den Vorfall nun intern untersuchen.

Republikaner gehen auf Distanz

Selbst innerhalb der eigenen Reihen wächst der Unmut. Don Beyer, republikanischer Abgeordneter, spricht von einer „der dümmsten Sicherheitsverletzungen der Geschichte“.

Und fordert, dass Konsequenzen gezogen werden müssen – auch personell. Ein derart fahrlässiger Umgang mit Militärinformationen sei unverantwortlich und gefährlich.

Trump bleibt vage – und teilt lieber Memes

Donald Trump selbst gibt sich ahnungslos. Er habe von dem Chat nichts gewusst, sei aber ohnehin „kein Fan“ von The Atlantic.

Statt Klarstellung folgt ein Retweet: Elon Musk verbreitet die flapsige Bemerkung, dass der beste Ort zum Verstecken einer Leiche Seite zwei des Magazins sei – weil dort angeblich niemand hinschaut. Für manche ein Lacher, für andere der Tiefpunkt politischer Ernsthaftigkeit.

Wenn Regierung Kommunikation mit Gruppenchats verwechselt

Der Vorfall ist mehr als eine peinliche Panne. Er zeigt, wie sorglos in Teilen der US-Regierung mit sensiblen Informationen umgegangen wird. Dass ein Militärschlag gegen eine ausländische Miliz über einen öffentlichen Messenger diskutiert wird – und versehentlich ein Journalist mitliest –, dürfte nun auch die internationale Sicherheitsgemeinschaft aufhorchen lassen.

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