Die historische Last der Vergangenheit
Am 1. September 1939 entfachte das Brummen deutscher Flugzeugmotoren über der unschuldigen Stadt Wielun einen Flächenbrand, der schließlich die Welt in den verheerendsten Krieg ihrer Geschichte stürzte.
85 Jahre später, an genau jenem Ort, der als erstes von den faschistischen Aggressoren heimgesucht wurde, betonte der polnische Präsident Andrzej Duda erneut die Notwendigkeit, die tiefen Wunden dieser dunklen Ära durch deutsche Reparationszahlungen zu heilen.
Unaufgelöste Reparationsforderungen
In einer bewegenden Rede vor dem Denkmal der Opfer des Bombenangriffs, bei dem über tausend Zivilisten ihr Leben verloren, stellte Duda die langjährige Forderung Polens in den Vordergrund:
„Vergebung und Schuldanerkenntnis sind eine Sache, Wiedergutmachung des Schadens eine andere“.
Diese Worte, beladen mit der Schwere von acht Jahrzehnten ungeklärter Verantwortung, verdeutlichen eine Wunde, die in der polnischen Gesellschaft nach wie vor nicht verheilt ist.
Die Zerstörung und ihre Folgen
Der deutsche Überfall markierte nicht nur den Beginn des Zweiten Weltkriegs, sondern setzte auch eine Spirale der Zerstörung in Gang, die Polen besonders hart traf. Schätzungsweise sechs Millionen Polen verloren im Krieg ihr Leben, darunter etwa drei Millionen jüdische Bürger.
Warschau, die stolze Hauptstadt, wurde nahezu dem Erdboden gleichgemacht und musste aus den Trümmern wiedererstehen.
Beständige Forderungen unter neuer Führung
Die aktuelle polnische Regierung unter Donald Tusk, obgleich sie sich politisch von der vorherigen stark unterscheidet, führt den Ruf nach Gerechtigkeit fort.
Bundeskanzler Olaf Scholz, der bei jüngsten deutsch-polnischen Regierungskonsultationen zugegen war, versprach Unterstützung, ließ jedoch konkrete Zahlen offen. Diese Zurückhaltung mag diplomatischen Gepflogenheiten entsprechen, stößt jedoch in Polen auf Unverständnis und das Gefühl, weiterhin auf eine angemessene Anerkennung und Wiedergutmachung zu warten.
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