31. März, 2025

Travel

Gefiltert, geprüft, abgeschreckt – wie Trump die US-Grenzen neu definiert

Die USA verschärfen ihre Einreisekontrollen unter Präsident Trump – mit weitreichenden Folgen selbst für Geschäftsreisende, Greencard-Inhaber und Wissenschaftler. Wer in die Vereinigten Staaten will, braucht heute mehr als nur einen gültigen Pass.

Gefiltert, geprüft, abgeschreckt – wie Trump die US-Grenzen neu definiert
US-Grenzbeamte fordern immer häufiger Zugriff auf Smartphones und Laptops – selbst von Geschäftsreisenden.

Welcome to America – vielleicht

Wer heute in die USA reist, muss mehr Fragen beantworten als früher – und sich auf das Risiko einstellen, trotz gültiger Dokumente nicht ins Land gelassen zu werden. Der Ton an den US-Grenzen hat sich gedreht, die Kontrolleure handeln schärfer, misstrauischer, selektiver. Und das ist kein Zufall.

Seit Donald Trump zum zweiten Mal ins Weiße Haus eingezogen ist, wurde das Einwanderungs- und Besuchsrecht neu interpretiert – diesmal noch stringenter. Die politische Botschaft ist klar: Nur wer nützt, ist willkommen. Der Rest wird aussortiert. Auch rechtlich.

Die Praxis trifft längst nicht mehr nur Extremfälle

Was bislang vor allem Reisende aus klassischen Risikogruppen betraf – etwa aus bestimmten muslimischen Ländern oder mit fragwürdigem Visastatus – trifft inzwischen breite Gruppen: Wissenschaftler, politisch Aktive, sogar langjährige Greencard-Inhaber.

„Es sind nicht mehr nur Einzelfälle“, sagt US-Einwanderungsanwältin Susanne Heubel. „Es ist Praxis.“ Selbst Reisende mit fester Aufenthaltserlaubnis wurden bereits zurückgeschickt. Das betrifft Menschen mit regulären Jobs, Familien, Sozialversicherungsnummer – kurz: Menschen, die längst angekommen sind.

Elektronische Neugier: Smartphones als Eintrittskarte

Die Kontrolle beginnt längst nicht mehr beim Visum, sondern beim Login. Wer in den USA landet, muss damit rechnen, dass Grenzbeamte Zugriff auf Smartphones, Laptops und Tablets verlangen. Dabei gilt: Wer sich weigert, riskiert die direkte Rückführung. Das Recht auf Datenschutz endet an der Grenze.

Social-Media-Posts oder NGO-Mitgliedschaften können zum Einreisehindernis werden – vor allem bei regierungskritischen Positionen.

Die Geräte werden offline analysiert – Bilder, Chatverläufe, Kontakte, selbst installierte Apps können kritisch sein. Auch Social-Media-Posts mit politischem Inhalt oder Demonstrationsfotos können verdächtig wirken. Es reicht, wenn das Einreiseinteresse nicht zum Geräteinhalt passt: Wer mit Touristenvisum einreist, aber Arbeitsmails oder Kamera-Equipment dabeihat, gerät unter Generalverdacht.

Geschäftsreisende unter Beobachtung – häufiger ESTA kann schaden

Zwar gilt Business grundsätzlich als willkommen – Investitionen und Deals entsprechen Trumps „America First“-Agenda. Doch selbst hier droht Ärger, wenn etwa eine Person zu oft mit dem Visa-Waiver-Programm ESTA einreist. Verdachtsmoment: Scheinarbeit oder verdeckte Beschäftigung.

Heubel rät zu klarer Dokumentation und sauberer Visumswahl. Wer oft zu Meetings kommt, sollte ein B-1-Visum prüfen oder gleich über ein Arbeitsvisum nachdenken. Die amerikanischen Behörden achten verstärkt auf die „Story hinter dem Stempel“ – und stellen schnell unangenehme Fragen.

Greencard – kein Freifahrtschein mehr

Auch wer seit Jahren in den USA lebt und eine Greencard besitzt, kann heute nicht mehr sicher sein. Besonders wer sich längere Zeit im Ausland aufhält, wird bei der Wiedereinreise hinterfragt. Was früher Routine war, kann jetzt zu einem Stresstest werden.

Denn juristisch gilt: Wer mit Greencard länger außerhalb der USA lebt, kann seinen Status verlieren, wenn der Verdacht besteht, dass kein „permanenter Wohnsitzwille“ besteht. Die Behörden setzen diese Grauzonen nun konsequenter um.

Politische Haltung als Kriterium – oder doch Gesinnungskontrolle?

Was den aktuellen Trend so brisant macht: Auch politische Meinungsäußerungen können zur Eintrittshürde werden. Wer sich israelkritisch äußert, palästinensische Solidarität zeigt oder Mitglied einer linken NGO ist, steht laut Heubel womöglich auf einer internen Liste. Ebenso wie Journalist:innen, deren Redaktion nicht auf Linie der Trump-Administration liegt.

Zunehmend entstehen neue Reibungsflächen, die an eine „ideologische Filterung“ erinnern. Es ist kein offizieller Erlass, eher eine systematische Interpretation von Spielräumen – im Zweifel gegen den Reisenden.

Pre-Clearance als Notausgang – Irland wird zur Schleuse

Ein pragmatischer Weg, sich vor unliebsamen Überraschungen am Zielort zu schützen: das sogenannte Pre-Clearance-Verfahren. Wer etwa in Dublin in die USA startet, durchläuft die Einreisekontrolle bereits vor Abflug. Wird man dort abgewiesen, geht’s immerhin ohne US-Haft direkt zurück nach Hause – auf EU-Territorium.

Diese Option wird laut Kanzleien zunehmend genutzt – vor allem von Personen, die beruflich, wissenschaftlich oder politisch exponiert sind. Denn wer einmal an der US-Grenze abgewiesen wurde, bleibt in den Systemen registriert. Folge: Jeder künftige Antrag wird schwieriger.

Was hilft: Vorbereitung, Disziplin – und digitale Hygiene

Das beste Mittel gegen Probleme an der Grenze bleibt saubere Vorbereitung. Wer weiß, was im Reisepass, auf dem Smartphone und im Lebenslauf steht – und was davon diskussionswürdig sein könnte –, kann vorsorgen. Politisch sensible Inhalte offline zu nehmen, Geräte zu reinigen oder gar ein „Reisehandy“ zu nutzen, gehört heute zur Grundvorsorge.

„So wie man seinen Koffer packt, sollte man seine elektronischen Geräte überprüfen“, sagt Heubel. Es klingt drastisch – ist aber mittlerweile Standard in der Realität amerikanischer Grenzkontrollen.

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