Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International äußert Erleichterung über den jüngsten Gefangenenaustausch zwischen Russland und den USA, warnt jedoch vor langfristigen Folgen solcher Abkommen. Christian Mihr, stellvertretender Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, betonte in einer Stellungnahme die große Belastung, die politische Gefangene wie Sascha Skotschilenko und Oleg Orlow während ihrer Haftzeit ertragen mussten. Vielen wurde eine angemessene medizinische Versorgung und der Kontakt zu Angehörigen verwehrt.
Gleichzeitig kritisierte Mihr russische Präsident Wladimir Putin scharf dafür, dass er Recht und Gesetz offenbar instrumentalisiert, um politische Gefangene als Verhandlungsmasse einzusetzen. Dadurch erhalte der Austausch einen bitteren Beigeschmack, da auch verurteilte Verbrecher in die Freiheit entlassen würden. Unter diesen Umständen komme es zu einer problematischen Gleichsetzung von politischen Aktivisten, die lediglich ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen haben, mit Schwerverbrechern.
Mihr warnte außerdem vor einer möglichen Ausweitung der Straflosigkeit. Durch solche Abkommen könnte die russische Regierung dazu ermutigt werden, mehr politische Verhaftungen und Menschenrechtsverletzungen ohne schwerwiegende Konsequenzen durchzuführen.
Im Zuge des Austauschs wurden unter anderem die US-Bürger Evan Gershkovich und Paul Whelan, die wegen Spionage verurteilt waren, sowie verschiedene Kremlkritiker, darunter der Menschenrechtler Oleg Orlow und die Künstlerin Alexandra ("Sascha") Skotschilenko, freigelassen. Im Gegenzug wurde der sogenannte russische Tiergartenmörder Wadim K., der in Deutschland inhaftiert war, entlassen.