Der jüngst verkündete Gefangenenaustausch zwischen westlichen Demokratien und Russland sorgt für ein geteiltes Echo. Einerseits ist die Freude über die Freilassung der Gefangenen, die aus russischen und belarussischen Gefängnissen entkommen sind, groß. Jedoch überschattet der durch diesen Austausch gezahlte Preis die anfängliche Erleichterung. Besonders schmerzhaft ist die Freilassung eines verurteilten Mörders, der nach gerichtlicher Feststellung im Auftrag Moskaus in Berlin einen Tschetschenen erschossen hat. Diese Entscheidung belastet das allgemeine Gerechtigkeitsempfinden massiv. Zudem stellt der Austausch auch aus politischer Sicht ein hohes Risiko dar. Die Aktion verstößt gegen eine grundlegende Regel im Umgang mit Geiselnehmern: Keine Forderungen zu erfüllen. Die jetzige Nachgiebigkeit könnte dazu führen, dass westliche Länder künftig vermehrt als erpressbar wahrgenommen werden, was ähnliche Erpressungsversuche durch den gleichen oder andere Akteure nach sich ziehen könnte.