Plötzliche Abbuchungen in dreistelliger Höhe ohne jegliche Aktivität? Was zunächst wie ein Einzelfall klingt, entpuppt sich als systematischer Betrug, der durch eine Paypal-Funktion begünstigt wird.
Laut der Verbraucherzentrale NRW können Kriminelle die Option „Zahlen ohne Paypal-Konto“ missbrauchen, um über fremde Bankdaten Einkäufe abzuwickeln – ohne dass der eigentliche Kontoinhaber jemals aktiv wurde.
Diese Funktion, die ursprünglich eingeführt wurde, um den Bezahlvorgang im Online-Shopping auch ohne bestehendes Paypal-Konto zu ermöglichen, offenbart nun eklatante Sicherheitslücken.
Nutzer müssen lediglich eine gültige IBAN eingeben, doch eine Überprüfung, ob diese tatsächlich zur angegebenen Person gehört oder der Kontoinhaber der Abbuchung zugestimmt hat, scheint nicht ausreichend zu erfolgen.
Phishing im Weihnachtsgeschäft
In der ohnehin hektischen Vorweihnachtszeit ist es für viele Verbraucher leicht, den Überblick über ihre Zahlungen zu verlieren. Genau diese Situation nutzen Betrüger aus. Phishing-Mails, getarnt als Bestellbestätigungen, locken die Empfänger auf gefälschte Webseiten, wo sensible Daten abgegriffen werden.
„Die Betrüger agieren immer professioneller, was die Aufklärung zusätzlich erschwert“, so Volkmar Hahn von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt.
Die Verbraucherzentrale warnt außerdem vor Fake-Shops, die besonders zu Weihnachten durch unrealistisch günstige Preise auffallen. Diese betrügerischen Anbieter operieren mit falschen Adressen oder sogar vollständig gefälschten Websites, die kaum von echten Marken-Onlineshops zu unterscheiden sind.
Rückabwicklungen werden durch komplizierte Prozesse – etwa Rücksendungen nach China – erschwert oder unmöglich gemacht.
Sicherheitslücken bei Paypal
Die Schwachstellen im System liegen nicht nur bei den Betroffenen. Auch Paypal selbst steht in der Kritik: „Obwohl Sicherheitsprüfungen durchgeführt werden, konnten bislang keine umfassenden Maßnahmen ergriffen werden, um die missbräuchliche Nutzung der IBAN zu verhindern“, erklärt die Verbraucherzentrale.
Eine Anfrage, ob Paypal bereits registrierte Kontonummern für die Funktion sperrt, blieb unbeantwortet.
Betroffene berichten zudem, dass nach Rückbuchungen der Abbuchungen von ihrer Bank plötzlich Mahnungen von Paypal oder beauftragten Rechtsanwaltskanzleien folgen. „Das führt zu unnötigen Rechtsstreitigkeiten und belastet die Opfer zusätzlich“, berichtet ein Nutzer aus dem Paypal-Forum.
Schutz vor Betrug
Verbraucherschützer empfehlen, sämtliche Kontoaktivitäten in kurzen Abständen zu überprüfen und jede unbekannte Abbuchung sofort bei der Bank zu reklamieren. Besonders wichtig sei es, keine sensiblen Daten – insbesondere die eigene IBAN – leichtfertig online preiszugeben. Wer Zahlungsvorgänge sicherer abwickeln möchte, sollte auf Kreditkarten oder etablierte Zahlungsdienstleister mit umfangreichen Sicherungssystemen setzen.
Für den Umgang mit verdächtigen Shops hat die Verbraucherzentrale eine hilfreiche Datenbank entwickelt. Über den Fake-Shop-Finder können Nutzer Websites auf bekannte Betrugsfälle prüfen und so potenziellen Schaden vermeiden.