Die Welten unter den Ozeanen beschäftigen nicht nur Ökologen und Abenteurer, sondern auch die höchsten politischen und militärischen Kräfte. Jüngste Vorfälle deuten darauf hin, dass der Wettlauf um die Sicherheit kritischer Unterseeinfrastrukturen an Dringlichkeit gewinnt. Sabotageakte, wie sie in schwedischen Gewässern und kürzlich im Golf von Finnland auftraten, werfen dunkle Wolken über die landschaftlichen Schönheiten der Meere. Doch nicht nur Pipelines und Kommunikationskabel sind verwundbar - auch die globalisierte Wirtschaft könnte ohne die rund 550 Unterseekabel nicht so reibungslos funktionieren.
Die NATO hat bereits die Fühler ausgestreckt und ein Netz zur Überwachung dieser Infrastrukturen etabliert. Auch Unternehmen und Regierungen verstärken ihre Beobachtungen. Doch die entscheidende Frage bleibt: Was tun, wenn verdächtige Aktivitäten entdeckt werden? Eine Reaktion mit militärischer Gewalt birgt das Risiko einer Eskalation.
Die geopolitische Dimension dieser Ereignisse kann nicht unterschätzt werden. Wenn nationale Sicherheitsbehörden unterseeische Sabotage als feindstaatliche Aktivität einstufen, geraten sie in einen Zwiespalt. Soll die maritime Überwachung verstärkt, aber der militärische Vergeltungsschlag vermieden werden, um keinen internationalen Konflikt zu provozieren? Die rechtlichen und politischen Dimensionen solcher Schritte sind tief wie die Ozeane selbst, denn die meisten Unterseekabel sind in Privatbesitz und liegen oft außerhalb nationaler Hoheitsgewässer.
Die Frage, die Policy-Maker bewegt: Was tun, wenn man einen Saboteur auf frischer Tat ertappt? Der dänische Vizeadmiral a.D. Nils Christian Wang warnt vor der Versuchung, militärische Mittel leichtfertig einzusetzen und empfiehlt, auf präventive Maßnahmen zu setzen. Eine verstärkte Präsenz der Marine und Küstenwache, die Überwachung verdächtiger Schiffe und deren Besatzung sowie die öffentliche Nennung der Beteiligten könnten eine weniger riskante und dennoch wirksame Antwort darstellen.
In der Ära der Unsicherheit in den Tiefen des Ozeans gilt es, klug abzuwägen, wie solche Herausforderungen zu meistern sind. Das Hinhören auf das, was das Meer uns zu sagen hat, könnte weniger gefährlich sein als die Antwort auf die Frage, warum es überhaupt schreit.