19. Mai, 2024

Politik

Gedenken mit Augenmaß: Historische Befreiung und gegenwärtige Herausforderungen

Gedenken mit Augenmaß: Historische Befreiung und gegenwärtige Herausforderungen

Beim Blick auf die Befreiung vom Nationalsozialismus darf die Perspektive nicht von gegenwärtigen geopolitischen Machtspielen vereinnahmt werden. Die fatale Überzeugung, einer höherwertigen Gruppe anzugehören, prägte erschreckend viele Organisationen im Dritten Reich - von der Wehrmacht über die SS und Gestapo bis hin zur NSDAP und selbst berufsständischen Gruppen. Die Befreiung vom menschenverachtenden System des Nationalsozialismus stellte eine Zäsur dar, die Deutschland aus einem furchtbaren Albtraum erwachen ließ. Dabei stand auch das Leben in der späteren DDR unter einer Diktatur, die, obschon bei weitem nicht so ausnahmslos grausam wie das nationalsozialistische Regime, Freiheit und Selbstbestimmung stark einschränkte. Die dankbare Erinnerung an die sowjetischen Opfer des Zweiten Weltkrieges sollte indes nicht in eine unkritische Anerkennung der Handlungen Putins münden, dessen Ambitionen und großrussisch-chauvinistische Tendenzen aktuell Europas Stabilität herausfordern. Das Gedenken an die historischen Ereignisse bleibt somit nicht nur eine Reflexion der Vergangenheit, sondern verlangt auch eine scharfe Betrachtung der Gegenwart, in der die Schatten des Nationalismus und autoritärer Allmachtsfantasien keineswegs gänzlich verschwunden sind.