Von wegen Ruhe beim Thema Rundfunkbeitrag. Jetzt wird es erst richtig laut: ARD und ZDF ziehen wegen gerade einmal 58 Cent vor das Bundesverfassungsgericht. Die Sender wollen sich mit aller Macht durchsetzen – und riskieren damit, nicht nur Geld, sondern auch Sympathien zu verlieren.
58 Cent – lächerlich oder Prinzip?
Eigentlich klingt es banal: Der Rundfunkbeitrag, der aktuell bei monatlich 18,36 Euro liegt, soll um genau 58 Cent steigen. Das jedenfalls fordert die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) für die nächsten vier Jahre ab 2025.
Doch die Bundesländer haben "Nein" gesagt – Schluss mit höheren Gebühren, zumindest vorerst. Das ist für ARD und ZDF nicht akzeptabel. Die Sender klagen jetzt in Karlsruhe, um die Erhöhung durchzusetzen.
Es gehe „um geltendes Recht“, so ZDF-Intendant Norbert Himmler auf den Medientagen Mitteldeutschland in Leipzig.
Doch genau das sorgt für heftige Diskussionen: Ist es wirklich notwendig, ausgerechnet jetzt mehr Geld von den Bürgern zu verlangen – mitten in einer wirtschaftlich angespannten Phase, in der die Inflation ohnehin bereits stark an der Kaufkraft zehrt?

Kritik: Realitätsfern und unsensibel?
Die öffentlich-rechtlichen Sender argumentieren, sie würden lediglich das tun, was rechtlich vorgeschrieben ist: Die Empfehlung der unabhängigen KEF müsse umgesetzt werden, alles andere wäre rechtswidrig.
Doch Kritiker sehen darin bloße Rechthaberei, während die Stimmung in der Bevölkerung längst kippt. Die Sender hätten ihre finanziellen Spielräume nicht ausgeschöpft, behaupten Politiker, etwa der CDU-Medienpolitiker Markus Kurze aus Sachsen-Anhalt.
Er sagt klar: „Irgendwann reicht es. Den Beitragszahlern kann man nicht endlos mehr zumuten.“
Reformen – nur ein Feigenblatt?
Um den Kritikern Wind aus den Segeln zu nehmen, verweisen ARD und ZDF auf laufende Reformbemühungen. Sparmaßnahmen und Restrukturierungen würden ohnehin umgesetzt.
Das klingt vernünftig – doch Beobachter bezweifeln, ob die Maßnahmen tatsächlich ausreichen oder nur Kosmetik sind. Solange Moderatoren-Gagen und umstrittene Programmformate weiterhin für Empörung sorgen, dürfte es schwer sein, die breite Öffentlichkeit von der Notwendigkeit weiterer Beitragserhöhungen zu überzeugen.
Karlsruhe entscheidet über mehr als nur Geld
Jetzt müssen die Richter am Bundesverfassungsgericht entscheiden – und dabei geht es längst nicht nur um 58 Cent, sondern um die grundlegende Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Akzeptiert das Gericht die Argumentation der Sender, stärkt das deren Position erheblich. Weist es sie ab, wäre das ein massiver Vertrauensverlust.
In Karlsruhe steht also mehr auf dem Spiel, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. 58 Cent mögen nicht viel sein, doch politisch und gesellschaftlich könnten sie teuer werden.
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