23. November, 2024

Automobile

Gebrauchte E-Autos stürzen im Preis ab

Von der Corona-Hochphase bis heute haben gebrauchte Elektroautos massiv an Wert verloren. Modelle wie der VW ID.3 kosten inzwischen weniger als ihre Verbrenner-Pendants. Doch ein gesunder Gebrauchtwagenmarkt für E-Fahrzeuge steht erst am Anfang.

Gebrauchte E-Autos stürzen im Preis ab
Junge Gebrauchte aus kurzen Leasingverträgen sorgen für ein Überangebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt, das die Preise weiter drückt.

Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos: Preisverfall und neue Dynamik

Die Preise für gebrauchte Elektroautos sind in den letzten zwei Jahren drastisch gefallen. Vom Hochpunkt im Jahr 2022, als gebrauchte E-Fahrzeuge durchschnittlich 50.000 Euro kosteten, sind die Preise bis September 2024 auf unter 30.000 Euro abgestürzt. Besonders auffällig ist der Preisrutsch bei bestimmten Modellen wie dem VW ID.3.

Der Preisverfall in Zahlen

Laut einer exklusiven Auswertung von AutoScout24 zeigt sich der Preisverfall für E-Autos am deutlichsten bei Modellen wie dem VW ID.3. Seit 2022 hat sich der Preis für gebrauchte Fahrzeuge dieses Typs nahezu halbiert.

Zwei bis vier Jahre alte ID.3-Fahrzeuge kosten inzwischen im Schnitt rund 23.000 Euro – weniger als ein vergleichbarer VW Golf, der durchschnittlich 27.000 Euro kostet.

Die Dynamik beschränkt sich nicht nur auf Volkswagen. Modelle wie der Audi e-tron, der BMW i3 oder das Tesla Model S verzeichnen ebenfalls Rückgänge von 22 bis 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Gebrauchte Elektroautos wie der VW ID.4 haben seit 2022 bis zu 50 % an Wert verloren – ein Zeichen für die Marktveränderungen in der Elektromobilität.

Warum fallen die Preise?

Die Gründe für den Preisverfall sind vielseitig. Neben den Übertreibungen in der Corona-Zeit, als Neuwagen knapp waren und gebrauchte E-Fahrzeuge hoch gehandelt wurden, spielen auch die großen Rabatte von Herstellern wie Tesla eine Rolle. Hinzu kommt die natürliche Wertminderung älterer Modelle und ein wachsendes Angebot auf dem Gebrauchtwagenmarkt.

Ein weiterer Faktor ist die steigende Zahl sehr junger Gebrauchtwagen aus kurzfristigen Leasingverträgen. Diese Fahrzeuge drängen auf den Markt und drücken die Durchschnittspreise – ein Prozess, der sich langsam stabilisiert, wie AutoScout24-Manager Stefan Schneck erklärt.

E-Autos vs. Verbrenner: Ein ungleicher Vergleich

Obwohl einige gebrauchte E-Autos mittlerweile günstiger sind als vergleichbare Verbrenner, ist das nicht die Regel. Im Durchschnitt kosten gebrauchte Elektroautos immer noch 13 Prozent mehr als Verbrenner.

Modelle wie der Renault Zoe, einst ein Pionier der Elektromobilität, verlieren jedoch schnell an Wert. Das hat dazu geführt, dass die Nachfrage nach dem Verbrenner-Pendant Clio höher bleibt – vor allem, weil der Clio im Schnitt 3.500 Euro günstiger ist.


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Im Luxussegment zeigt sich ein anderes Bild: Der elektrische Porsche Taycan hat im Preis stark nachgegeben und kostet auf dem Gebrauchtwagenmarkt inzwischen weniger als der Porsche Panamera. Dieses Verhalten ist laut Experten für Porsche-Modelle untypisch, da Fahrzeuge wie der 911er traditionell ihren Wert besser halten.

Herausforderungen für die Elektromobilität

Trotz sinkender Gebrauchtwagenpreise bleibt der Markt für Elektroautos herausfordernd. Öffentliche Ladekosten sind hoch, und die Ladeinfrastruktur sowie Reichweitenangst dämpfen die Nachfrage. Leasingmodelle helfen, das Restwertrisiko zu umgehen, doch ein wirklich stabiler Gebrauchtwagenmarkt für E-Fahrzeuge steht noch aus.

„Sobald der Preis stimmt, sinken die Vorbehalte der Kunden“, sagt Schneck.

Doch ohne eine zuverlässige Infrastruktur und attraktive Kostenstrukturen wird die Elektromobilität es schwer haben, sich auf breiter Front durchzusetzen.