Die russische Gazprom hat angekündigt, ihre Gaslieferungen an Österreich ab Samstag einzustellen. Dies könnte das Ende der letzten russischen Gaslieferungen nach Europa bedeuten. Der zentraleuropäische Gashub informierte, dass die österreichische OMV von Gazprom darüber unterrichtet wurde, dass die Gaslieferungen ab dem 16. November auf null reduziert würden. Hintergrund dieser Entscheidung ist ein schwebendes Schiedsverfahren gegen Gazprom, das die Lieferungen über die Ukraine schon vor Jahresende ins Wanken bringen könnte.
Österreich gehört zu den wenigen europäischen Ländern, die nach wie vor auf russisches Gas angewiesen sind, während der Rest Europas seine Importe nach der russischen Invasion in der Ukraine 2022 erheblich reduziert hat. Die Transportroute über die Ukraine, die sowohl Österreich als auch die Slowakei beliefert, steht zudem wegen eines auslaufenden Abkommens zwischen Moskau und Kiew unter Druck. Kiew signalisierte bereits mehrfach, dass eine Verlängerung des Vertrages ausgeschlossen sei.
OMV bleibt gelassen und sieht sich für diesen Fall gewappnet. Das Unternehmen hat alternative Transportkapazitäten aus Deutschland und Italien sowie langfristige Verträge mit anderen Lieferanten abgeschlossen. Ebenso besteht die Möglichkeit, Flüssigerdgas aus den Niederlanden zu beziehen.
Analysten von Eurointelligence warnten jedoch, dass dieser Lieferstopp die ohnehin schwierige Energiesituation in Österreich weiter verschärfen könnte. Der Energiebedarf sei aufgrund der Krise bereits erheblich gesunken, was auch die Industriebetriebe hart getroffen habe. "Österreichs Wirtschaft steckt in einer Rezession. Die steigenden Energiekosten haben die Investitionsbereitschaft vieler Unternehmen gebremst", so die Analysten.
Die EU-Energiekommissarin Kadri Simson zeigte sich in einem Gespräch mit Reuters am Rande einer UN-Klimakonferenz in Aserbaidschan optimistisch. Alle EU-Länder, die Gas über die Ukraine beziehen, hätten Zugang zu alternativen Versorgungsquellen, um den entstehenden Engpass zu kompensieren. "Es besteht keine Notwendigkeit, die russischen Gaslieferungen über die Ukraine nach Europa fortzusetzen," erklärte Simson klar und deutlich.