Präsidentin Maia Sandu beschuldigt den russischen Energie-Riesen Gazprom, Moldawien in eine Energiekrise zu stürzen, indem er sich weigert, Gas über alternative Routen zu liefern, falls die Versorgung über die Ukraine Ende des Jahres unterbrochen wird. Angesichts der drohenden Vertragsbeendigung durch Kiew am 31. Dezember bereitet sich die Bevölkerung des Zwei-Millionen-Landes auf ausgedehnte Stromausfälle vor.
Derzeit erhält Moldawien jährlich etwa zwei Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland, das durch die Ukraine gepumpt wird. Dieses Gas versorgt die abtrünnige Region Transnistrien, die es zur günstigen Energieerzeugung verwendet, um es dem moldawischen Staatsgebiet zu verkaufen. Sandu betont, dass Gazprom die Verpflichtungen aus dem Vertrag nicht erfülle und es als Strategie benutze, um Moldawien zu destabilisieren. Sie warnt vor den Gefahren einer einseitigen Energieabhängigkeit.
Inmitten der Bestrebungen zum EU-Beitritt überlegt die Regierung, wie sie die Gasversorgung Transnistriens künftig gewährleisten kann. Eine Vereinbarung zwischen beiden Regionen sieht vor, dass das gesamte russische Gas zunächst in das separatistische Gebiet geleitet wird, das jedoch traditionell nicht für den Brennstoff zahlt. Ohne Gaslieferungen könnte das dortige Kraftwerk, das Moldawien mit Strom versorgt, den Betrieb einstellen, was zu stundenlangen Stromausfällen führen würde.
Moldawien schlägt eine alternative Versorgungslinie vor, die über die TurkStream-Pipeline, durch die Türkei sowie über Bulgarien und Rumänien verlaufen könnte. Beide Regionen, Moldawien und Transnistrien, haben bereits den Notstand wegen der drohenden Gasunterbrechungen ausgerufen. Eine zentrale Frage bleibt jedoch, wie Transnistrien die Energieversorgung bezahlen soll.
Transnistrien, einst ein industrielles Zentrum Moldawiens, ist seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 von Märkten abgeschnitten und ökonomisch geschwächt. Sandu unterstreicht, dass die Enklave nun für die möglicherweise von Moldawien bereitgestellten Gaslieferungen aufkommen muss.