Der russische Energieriese Gazprom plant für den Fall, dass im kommenden Jahr die Erdgasflüsse über die Ukraine vollständig zum Erliegen kommen. Diese Pläne, die noch der Zustimmung des Managements bedürfen, beinhalten ein Szenario, bei dem nach dem Auslaufen des aktuellen Abkommens Ende des Jahres kein Gas mehr durch die Ukraine transportiert wird. Diese Informationen stammen von einer mit der Angelegenheit vertrauten Person, wobei Reuters erstmals darüber berichtete.
Obwohl die Gaslieferungen durch die Ukraine mittlerweile weniger als 5 % der Versorgung des Kontinents ausmachen, sind einige zentraleuropäische Länder weiterhin auf diesen Energielieferanten angewiesen. Diese Länder erkunden inzwischen Alternativen, unter anderem auch ein Abkommen mit Aserbaidschan, das bisher jedoch noch nicht zustande gekommen ist. Die Zeit drängt, und eine Lösung ist noch nicht in Sicht. Gazprom wollte zu diesen Entwicklungen keinen Kommentar abgeben.
Die aufkommenden Spannungen in der Ukraine lassen die Frage, ob ab dem 1. Januar Gas fließen wird, zunehmend zu einer politischen Entscheidung werden. Moskau betont seine Bereitschaft zur Fortsetzung der Gaslieferungen, während Kiew zögert, einen bedeutenden Einkommensstrom Russlands zu stützen. Infolgedessen sind die europäischen Gasmärkte von Unsicherheiten geprägt, was die Preise auf ein Jahreshoch treibt. Länder wie die Slowakei müssen weiterhin auf die russischen Lieferungen zurückgreifen, da Alternativen wie Flüssigerdgas teurer wären.
Bei einem vollständigen Lieferstopp wäre das Auffüllen der Bestände im nächsten Jahr deutlich schwieriger. Trotz der Bemühungen Europas, die Abhängigkeit von russischem Pipelinegas zu verringern, steigt die Abhängigkeit von LNG-Importen aus Russland und den USA. Die Slowakei setzt auf alternative Routen, falls die Verhandlungen scheitern, doch die Zeit wird knapp und es tauchen immer neue Hindernisse auf.
Dies zeigt sich etwa daran, dass Österreichs OMV kürzlich nach einer Zahlungseinstellung im Zuge eines Schiedsurteils von Gazproms Versorgung getrennt wurde, während die USA Sanktionen gegen die Gazprombank, die für die Abwicklung von Zahlungen für russische Gaslieferungen in Europa zuständig ist, verhängten.