Die Gastronomiepreise in Deutschland werden im kommenden Jahr deutlich teurer. Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hat beschlossen, die Mehrwertsteuer auf Speisen ab dem 1. Januar wieder auf 19 Prozent anzuheben. Aktuell werden Speisen in der Gastronomie lediglich mit 7 Prozent Mehrwertsteuer besteuert. Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga reagiert empört auf die Entscheidung.
"Statt Steuerfairness zu schaffen und Essen einheitlich mit 7 Prozent zu besteuern, werden mit der Steuererhöhung auf 19 Prozent ab 1. Januar 2024 Tausende Existenzen gefährdet, der Verlust von Lebensqualität und gastronomischer Vielfalt provoziert", sagte Dehoga-Präsident Guido Zöllick laut einer Mitteilung. Die Mehrwertsteuererhöhung werde zu deutlichen Preiserhöhungen führen und Normal- sowie Geringverdiener besonders hart treffen. Zöllick warnt vor Umsatzverlusten, Betriebsaufgaben und Jobkündigungen und betont, dass die Steuermehreinnahmen für den Staat geringer ausfallen werden als gedacht.
Die Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie wurde Mitte 2020 aufgrund der Corona-Krise eingeführt und mehrfach verlängert. Die Bundesregierung hoffte, dass die Gastronomen die Mehrkosten durch Energie und Inflation nicht sofort an die Kunden weitergeben würden. Jedoch stiegen die Preise in Restaurants, Cafés und Bars bundesweit deutlich an. Laut dem Statistischen Bundesamt kosteten Gaststättendienstleistungen im Oktober rund 20 Prozent mehr als im Januar 2021 und über 14 Prozent mehr als im Februar 2022.
Die anstehende Steueranpassung wird sich auch in den Preisen auf der Speisekarte bemerkbar machen. Ein Salat, der aktuell 10,70 Euro kostet, wird bald 11,90 Euro kosten. Ein Nudelgericht für 15 Euro wird bald 16,68 Euro kosten und ein Steak wird von 25 Euro auf 27,80 Euro steigen. Insgesamt steigen die Preise somit um 11,2 Prozent, sofern die Gastronomen die Steuererhöhung eins zu eins an ihre Kunden weitergeben. Aufgrund der weiter steigenden Preise für Lebensmittel und Energie sind jedoch größere Aufschläge zu erwarten.
Die Gastronomie- und Gastgewerbebranche steht somit weiterhin vor schweren Zeiten. Sie hat sich von den Auswirkungen der Corona-Krise und den Einschränkungen, die diese mit sich brachte, noch nicht erholt, als der Ukraine-Krieg ausbrach und die Preise in die Höhe schossen. Im ersten Halbjahr 2021 erwirtschafteten Gastgewerbe nominell 9,6 Prozent mehr Umsatz als im Vergleichszeitraum 2019, jedoch steht ein realer Umsatzverlust von 10,4 Prozent zu Buche. Zudem mussten in den Jahren 2020 und 2021 bereits rund 27.000 Unternehmen schließen, für 2022 fehlen noch die Zahlen. Der Dehoga befürchtet, dass durch die Mehrwertsteuererhöhung weitere 12.000 Betriebe verloren gehen könnten.
Die Entscheidung der Bundesregierung, die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie auf 19 Prozent anzuheben, stößt auf Kritik. Verschiedene Verbände, darunter der Deutsche Bauernverband, der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft und der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks, hatten sich für 7 Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie ausgesprochen. Die Ampel-Koalition hält dies jedoch für aktuell nicht finanzierbar.