GameStop ist wieder da – zumindest für einen kurzen Moment auf dem Ticker der New Yorker Börse. Nach einem Kursrutsch von über 30 Prozent seit Jahresbeginn sorgte ein einzelner Akteur für ein Comeback auf Zeit: CEO Ryan Cohen persönlich.
Der Unternehmer, der für viele Fans der Meme-Aktie zu einer Art Popkultur-Ikone avancierte, hat in einem spektakulären Schritt 500.000 GameStop-Aktien gekauft. Preis: rund 10,8 Millionen US-Dollar. Die Börse reagierte prompt. Die Aktie sprang um über elf Prozent.
Vertrauen oder Verzweiflung?
Cohens Kauf ist ein deutliches Signal – aber in welche Richtung, darüber scheiden sich die Geister. Fakt ist: GameStop hatte 2025 bislang kein gutes Jahr.
Die Aktie verlor seit Jahresbeginn rund ein Drittel an Wert, die Geschäftszahlen blieben unter den Erwartungen, und Analysten wie Michael Pachter von Wedbush halten das Unternehmen weiterhin für strukturell unrettbar:
„GameStop hat praktisch keine Chance, im Kerngeschäft wieder profitabel zu werden.“
Der einstige Shooting-Star des stationären Einzelhandels für Videospiele wirkt heute wie ein Geschäftsmodell aus einem anderen Jahrzehnt. Die Digitalisierung des Spielemarkts, der Direktvertrieb durch Plattformen wie Steam oder der Online-Handel setzen dem stationären Vertrieb immer weiter zu.
Die jüngsten Versuche, sich über Online-Handel und Popkultur-Merchandise neu zu positionieren, konnten daran bisher wenig ändern.
Die Flucht ins Digitale: Bitcoin als Hoffnungsträger
Doch GameStop wäre nicht GameStop, wenn es nicht wenigstens den Versuch gäbe, aus dem Schatten des eigenen Niedergangs herauszutreten. So kündigte das Unternehmen überraschend an, seine liquiden Mittel künftig teilweise in Bitcoin zu investieren – ein Schritt, der entfernt an MicroStrategy erinnert, den Softwarekonzern, der sich mehr in einen Krypto-Fonds als in ein Tech-Unternehmen verwandelt hat.
Ob das bei GameStop ebenso funktioniert, ist fraglich. Zwar konnte der Schritt kurzfristig Euphorie entfachen – vor allem unter jenen Investoren, die ohnehin eher in Reddit-Foren als in Bilanzen nach Anlageideen suchen.
Doch Experten mahnen: Wer operative Schwäche mit spekulativer Reservepolitik übertünchen will, gerät schnell in gefährliches Fahrwasser. „Bitcoin ist keine Geschäftsstrategie“, kommentierte ein Analyst der Citi trocken gegenüber Bloomberg.
Ein Zeichen – aber für was?
Der Kauf durch CEO Cohen wirft daher mehr Fragen auf, als er beantwortet. Ist er wirklich ein Beweis für das Vertrauen in eine Trendwende – oder schlicht das Aufrechterhalten einer Meme-Story für die letzten Getreuen?
Immerhin: Cohen hält nun fast 37,35 Millionen Aktien des Unternehmens. Doch auch das ändert wenig an den fundamentalen Problemen.
Hinzu kommt: Die geplanten Verkäufe der Geschäftstätigkeiten in Frankreich und Kanada – eigentlich als Zeichen einer Fokussierung gedacht – könnten sich auch schlicht als Notverkauf entpuppen.
GameStop kämpft weiter mit Umsatzrückgängen, der Wandel hin zu E-Commerce ist nicht nur schleppend, sondern uneinheitlich. Es fehlt eine klare Vision – oder zumindest ein Plan, der über „Bitcoin statt Bargeld“ hinausgeht.
GameStop ist (noch) kein Turnaround-Kandidat
Die Kursreaktion mag spektakulär gewesen sein, doch sie bleibt fragil. Die InvestmentWeek bewertet die aktuelle Entwicklung daher eher als taktischen Schachzug denn als strategische Wende.
Cohen setzt auf Symbolik – das war schon immer sein Stil. Doch irgendwann müssen Worte und Aktienkäufe durch Geschäftserfolg untermauert werden. Und genau da fehlt es GameStop weiterhin an Substanz.
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