In einem von wolkenverhangenen Hügeln und schwer bewaffneten Sicherheitskräften geprägten Rio de Janeiro findet der G20-Gipfel unter der Leitung des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva statt. Die Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer haben sich versammelt, um gemeinsam Strategien gegen den Hunger und den Klimawandel zu entwickeln.
Lula, der als Sprachrohr des globalen Südens agiert, hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Neben der Bekämpfung des Hungers strebt er eine Reform des internationalen Systems an. Der brasilianische Präsident äußerte mehrfach Kritik am UN-Sicherheitsrat und internationalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank, die er als zu invasiv ansieht.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz sieht die multipolare Weltordnung als Chance für Verhandlungen und Neuausrichtungen. Vor seiner Abreise nach Rio äußerte Scholz, dass das Auftreten neuer mächtiger Länder auf der Weltbühne begrüßenswert sei, allerdings einer sorgfältigen Neugestaltung bedürfe.
Lula nutzte die Gelegenheit, um ein innovatives Format einzuführen: Erstmals fand ein Sozialgipfel statt, der Themen wie Klima und soziale Gerechtigkeit in den Fokus rückte. Die Ergebnisse dieser Diskussionen sollen in die G20-Gespräche einfließen, so Lula. Gleichzeitig ruft der brasilianische Präsident die Zivilgesellschaft auf, auf eine aktive Beteiligung zu drängen.
Doch die Erwartungen an den Gipfel sind verhalten, besonders in Anbetracht der internationalen Turbulenzen, wie dem drohenden Comeback von Donald Trump und politischen Unsicherheiten in Deutschland und den USA. Während Joe Biden seine Amtszeit bald beendet, stehen einige seiner errungenen Fortschritte auf dem Spiel. Trump setzt bekanntermaßen auf Isolationismus, was insbesondere die Klimapolitik und die Unterstützung der Ukraine betrifft.
Lula hingegen möchte den Ukraine-Konflikt nicht auf die Agenda setzen. Weder der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj noch der russische Präsident Wladimir Putin nehmen teil. Trotzdem bleibt der G20-Gipfel ein wichtiges Forum für den Dialog zwischen Russland und den Nato-Staaten, wenn auch unter den aktuellen Voraussetzungen begrenzt.
Ein zentraler Schwerpunkt des Treffens bleibt Lulas Engagement im Kampf gegen den Hunger. Der Gipfel markiert den Beginn einer Globalen Allianz gegen Hunger und Armut. Durch den Austausch von Erfahrungen wollen die Mitgliedsländer, einschließlich Deutschland, die Ernährungssicherheit verbessern. Lulas Versprechen von "Fome Zero" und seiner Familiensozialhilfe-Geschichte geben Anlass zur Hoffnung für Millionen Menschen weltweit.